Erstellt am: 2. 11. 2011 - 15:26 Uhr
Overclubbed?

Radio FM4
FM4 Unlimited. Eine Nacht der österreichischen Clubkultur im Wiener Rathaus.
Freitag, 4. November 2011, Einlass ab 22.00 Uhr
Tickets gibt's bei wienXtra - Jugendinfo, in jeder Erste Filiale mit Spark7-Ermässigung und über Ö-Ticket oder unter +43/1/96096.
Innsbruck ist angeblich die Stadt mit der höchsten Dichte an Lokalen pro EinwohnerIn in ganz Österreich. In der Tiroler Clubszene war davon bis vor kurzem nicht viel zu merken, ganz im Gegenteil. Nachdem der Couch-Club, das einstige Aushängeschild der lokalen Clubkultur vor über drei Jahren schließen musste und sich zum plan b geschrumpft hat, klaffte ein riesiges Loch in der Innsbrucker Ausgehlandschaft, das erst in letzter Zeit gestopft werden konnte.
Mittlerweile habe sich die Szene in Tirol differenziert und dezentralisiert, erzählen die DJs Asumi und Mindestens von der Tyrolean Dynamite Crew. Elektronische Musik bekommt man mittlerweile fast überall zu hören: in der p.m.k., im Project, im Innkeller, im einst reinen Indieclub Weekender in den neuen Locations Aftershave und Studio 21 und "außerdem wird glaub ich in jeder Bar wo es zwei Boxen und zwei Plattenspieler gibt elektronische Musik gespielt", meint DJ Asumi und Mindestens legt die "Frage der Fragen" nach: "Braucht's in jeder Bar einen DJ?"
Der Kampf um die Studierenden

Tyrolean Dynamite
Die Lokale und VeranstalterInnen nehmen sich nämlich gegenseitig das Publikum weg. Sie alle konkurrieren um die 30.000 Studierenden in Innsbruck, und das durchaus mit ähnlichem Programm. "Es gibt jede Menge Studentenspecials in der Stadt. Und wenn es wo was gibt das funktioniert, dann versuchen alle anderen das ein bisschen nachzumachen oder zu kopieren."
Programm gibt's von Montag bis Sonntag, doch für die große Anzahl der VeranstalterInnen und LokalbetreiberInnen reicht der StudentInnen-Kuchen nicht und so fragen sich nicht nur Tyrolean Dynamite, ob Innsbruck overclubbed ist. Die Tiroler Kulturzeitschrift MOLE hat eine eigene Diskussionsrunde dazu einberufen, bei der die Teilnehmer über wirtschaftlichen Druck klagten. Auch die Innsbrucker Straßenzeitung 20er hat sich des Themas angenommen.
Konkurrenz bringt Einfalt
Für Asumi kann eigentlich gar nie zu viel los sein, aber in Innsbruck leide eben die Qualität der Veranstaltungen unter dem Konkurrenzdruck. Denn häufig geben nicht die DJs oder die Musikszene den Sound vor, sondern die Lokalbetreiber und die setzen alle auf das gleiche Pferd. Was funktioniert ist House, Minimal-Techno, DubStep und auch Drum'n'Bass ist noch immer stark vertreten.

Tyrolean Dynamite
Früher war die Szene vielfältiger. Es gab viel Funk und Disco, was sich schön langsam wieder einpendeln würde, aber auch Hip Hop war vor einigen Jahren noch stärker vertreten. Asumi würde sich wünschen, dass wieder mehr Menschen mit eigenen Ideen sich trauen Sachen auszurichten.
Raus in die Bezirke
Vor einigen Jahren hätte sich wohl noch niemand gedacht, dass man mit elektronischer Musik auch außerhalb Innsbrucks erfolgreich sein könnte, aber in den letzten Jahren haben einige engagierte Crews das Gegenteil bewiesen und bespielen Clubs in Tiroler Seitentälern. Im Tiroler Unterland hat sich da zum Beispiel die TabulaRasa-Crew hervorgetan und im Zillertal hat diesen Sommer mit dem Younity ein eigenes Festival für elektronische Musik stattgefunden.
Hoffen auf Haus der Musik
In den Bezirken gibt es durch die touristische Infrastruktur aber auch etwas, das Innsbruck mittlerweile fehlt, ein Veranstaltungszentrum mit Platz für 500 Leute bzw. ein großer Club. In diesem Punkt setzen Asumi und Mindestens ihre Hoffnungen in die Tiroler Politik, die beim geplanten neuen "Haus der Musik" auch einen Saal für die Subkultur einplanen solle. Einen Saal mit einem ordentlichen Soundsystem, denn auch das fehle in den meisten Lokalitäten einfach durch die Lage in Wohngebieten.
Bei der FM4-Unlimited-Party im Wiener Rathaus werden Tyrolean Dynamite auf diese beiden Sachen wohl nicht verzichten müssen.