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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

19. 10. 2011 - 15:12

Freude am Scheitern

Für Gamer, die sich immer darüber beschweren, dass Games immer einfacher werden und zu schnell durchgespielt sind, ist "Dark Souls" genau das Richtige.

cover von "Dark Souls"

Namco Bandai Games

"Dark Souls" ist erschienen für die XBox360 und die PlayStation 3

Casual Games haben dem Markt ein neues Zielpublikum erschlossen. Die Steuerung ist schnell beherrscht, das Spielprinzip einfach zu verstehen und auch Menschen die normalerweise nicht zocken, finden häufig Spaß an solchen Spielen. Diese "Casualifizierung" von Games wird nicht von allen begrüßt. Einige fühlen sich nicht mehr ausreichend herausgefordert von den Spielen.

Diesen Beschwerden sollte "Dark Souls", das neue Fantasy RPG von FromSoftware, eigentlich Abhilfe verschaffen. Es wird beworben als schwierigstes Spiel des Jahres, wird bezeichnet als "Spiel der tausend Tode" und "Spiel für Masochisten". Die Website zu "Dark Souls" heißt www.preparetodie.com . Das klingt vielleicht alles etwas dick aufgetragen, aber in diesem Fall übertreibt die Werbung nicht, ja kann sie eigentlich kaum übertreiben, denn dieses Spiel als schwierig zu bezeichnen, wird dem Schwierigkeitslevel von "Dark Souls" nicht im geringsten gerecht.

Dieses Spiel nimmt dich nicht bei der Hand

Von den ersten Spielminuten an heißt dich "Dark Souls" nicht willkommen. Du läufst als untoter Ritter, Vagabund, Pyromant oder für welche der zehn Klassen du dich eben entschieden hast, durch eine unwirtliche, dunkle Welt und kämpfst von Anfang an nur um dein Leben. Es gibt auch kein Tutorial, wie in anderen Spielen üblich, wo du nach und nach Kampftechniken erlernen und trainieren kannst. Es gibt lediglich Markierungen am Boden, die du lesen kannst wenn du drüber läufst. Die enthalten dann Nachrichten wie "Drücke B um zu sprinten". Friss oder Stirb.

Und da schon nach kurzer Zeit die ersten Gegner angreifen, sollte man die Steuerung möglichst schnell übernasern, da schon die einfachsten Anfang-Basic-Gegner einen ganz schnell erledigen können, wenn man nur halbherzig kämpft. Und allenthalben trifft man auf übermächtige Bosse, die einen mit nur zwei Schlägen töten. Zu Beginn scheinen diese Bosse unbezwingbar. Man stirbt häufig innerhalb von wenigen Sekunden. Und das immer und immer wieder. Hier geht es darum, die Kampfmuster der Gegner zu analysieren und ihre Schwächen zu finden. Aus jedem Tod soll man lernen.

screenshot aus "Dark Souls"

Namco Bandai Games

Der Titel verspricht nicht zuviel. "Dark Souls" ist über lange Strecken sehr dunkel.

Tod und Verderben

Aber obwohl man unzählige Male stirbt, verliert der Tod im Spiel dadurch nicht an Gewicht. Man verliert dabei nämlich jedesmal seine Punkte, für die man davor womöglich stundenlang im Schweiße seines Angesichts gekämpft hat. Die Punkte verbleiben dann an dem Ort, wo man gestorben ist. Man kann sie sich also wiederholen, aber dazu hat man nur eine Chance. Stribt man auf dem Weg dorthin wieder, dann sind sie weg. Aber um dem noch etwas mehr Würze zu verleihen werden, wenn man selbst wiederbelebt wird, auch sämtliche Gegner wiederbelebt und fordern erneut zum Kampf. Und sie haben Heiltränke. Heiltränke!

Zu sterben macht in keinem Spiel besonders Spaß (außer vielleicht in Limbo), aber beim Spielen von "Dark Souls" habe ich jedesmal, wenn mein Avatar gestorben ist gespürt, wie ein paar meiner Nerven mit ihm über den Jordan gingen.

  • hier gibt's dieses Interview nachzulesen

Man stirbt immer wieder, und es wird nie weniger schlimm. Die Geduld wird auf eine Zerreißprobe gestellt, Frust und Aggressionen werden angestachelt. Der Macher des Spiels Hidetaka Miyazaki gab in einem Interview zu "Dark Souls" nur einen Rat: "Just don’t throw your controller too much! Those things get expensive."

"Dark Souls" hilft dir nicht, wenn du in einer Situation nicht weiterkommst. "Dark Souls" ist gegen dich. Du bekommst keine Minimap, kein Questlog und schon garkeine hilfsbereiten NPCs.

Screenshot aus "Dark Souls"

Namco Bandai Games

Die Gegner sind mächtig und verzeihen keinen Fehler.

Liebt einander, Helft einander

Ein Fünkchen Hoffnung verspricht dafür der Online-Modus. Spieler können sich nämlich gegenseitig Nachrichten hinterlassen, in denen sie einander warnen oder Tipps geben können. Und stößt man auf eine Blutspur am Boden, dann kann man dort re-visualisieren, wie der andere Spieler gestorben ist, und damit zur Abwechslung mal aus fremden Fehlern lernen.

Aber vorsicht, Nachrichten können auch Fallen sein oder schlichtweg falsch. Und ein Spieler kann auch einen anderen Spieler umbringen und dessen gesammelte Punkte einstreifen. "Dark Souls" wartet mit einer nicht enden wollenden Pallette an Gefahren auf.

Hat man dann gegen einen der Gegner stunden- und tagelang gekämpft, geflucht, geschwitzt, geschrien, dem Controller die Schuld gegeben, dem Spielhersteller und sich selbst und dann, dann endlich gesiegt - dann soll der sieges-bedingte Endorphin-Rausch so überwältigend sein, dass er den Spieler für alle Qualen und Leiden entschädigt wird.

"Dark Souls" ist nicht geeignet für Spieler mit niedriger Frustschwelle. Es ist auch nichts für Spieler mit hoher Frustschwelle. "Dark Souls" ist ein Spiel für frustresistente Menschen.