Erstellt am: 26. 9. 2011 - 18:25 Uhr
Migration ist positiv
Die Analyse wurde von Observer im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien erstellt und wird am Mittwoch auf der Medien.Messe.Migration präsentiert.
Sebastian Kurz besucht mit dem Profil MigrantInnen am Hannovermarkt, fordert über Ö1 eine Taskforce Migration oder als OTS-Aussendung die Aufnahme von MigrantInnen bei den Freiwilligen Feuerwehren. Wenn in den Medien "Migration" zum Thema wird, dann ist Sebastian Kurz nicht weit.
Wer bisher diesen Eindruck hatte, wird jetzt von einer sogenannten "Medienresonanzanalye" zum Thema Migration bestätigt. In 18,3% der Meldungen in Print- (zwischen 1.August und 15. September) und Onlinemedien (zwischen Jänner bis August), in denen der Begriff "Migration" vorkommt, wird Kurz erwähnt. "Unzweifelhaft ein kommunikativer Erfolg der Bundesregierung", wie Florian Laszlo, der Geschäftsführer des Medienanalyseunternehmens Observer meint.

APA/ROLAND SCHLAGER
Vor der Angelobung Kurz' als Integrationsstaatssekretär wurde Maria Fekter am häufigsten im Zusammenhang mit Migration genannt. Die Agenden von Migration und Integration fielen in ihr damaliges Ressort, das Innenministerium. Fekters harte Linie in Bezug auf Zuwanderung und Asylfragen haben zu einem polarisierten Diskurs um MigrantInnen und Migration geführt.
Erst mit der Einführung eines Staatssekretariats für Integration und Sebastian Kurz als "good cop" im Innenminsterium haben sich die Begriffe "Migration" und "Integration" positiv verändern können. Sie sind nun nicht mehr Bestandteil einer "Sicherheitsdiskussion", sondern haben sich zu einer wirtschaftlichen Diskussion hin verschoben. Wie sehr sich seither der Diskurs um Migration geändert hat, kann man daran sehen, dass Fekters Nachfolgerin als Innenministerin, Johanna Mikl-Leitner, nur in 0,2% der "Migrations"-Meldungen vorkommt.
Wandel der Thematik
Auch weitere Personen in der Personenanalyse von Observer zeigen den Wandel der Thematik, Sozialminister Rudolf Hundstorfer und der AMS-Geschäftsführer Johannes Kopf, die beide in knapp 9% der Meldungen vorkommen. Wirtschaft und Arbeit machen die Hauptthemenfelder des Begriffs "Migration" aus, und in denen wird Migration durchaus positiv wahrgenommen. Der Begriff "Migration" ist für die positive Seite der Zuwanderung reserviert. "Bei der problematischeren, im kriminellen Zusammenhang gesehen, Berichterstattung kommt das Wort 'Migration' viel seltener vor, sondern da wird vielleicht von 'Ausländerkriminalität' gesprochen [...] oder 'Kriminaltourismus'.", meint Laszlo.
So habe der Begriff "Migration" auch zu einer Versachlichung der Debatte um Zuwanderung beigetragen. Heinz-Christian Strache komme in der Personenanalyse zu "Migration" etwa nicht vor, weil der Begriff für ihn scheinbar uninteressant sei und sich nicht für Polarisierung eigne.
"MigrantInnen reden nicht über Migration"
Dass MigrantInnen selber seltener als ThemenführerInnen das Wort "Migration" verwenden, wundert Florian Laszlo nicht, weil "ein Migrant sich ja nur mit dem Begriff 'Migration' in der Öffentlichkeit beschäftigt, wenn er politisch was erreichen will. Alle Migranten, die ich auf der Straße treffe, beschäftigen sich nicht mit "Migration" sondern arbeiten oder studieren." Wenn sie sich damit beschäftigen, dann als PolitikerInnen, wie etwa Alev Korun, die Integrationssprecherin der Grünen, die in etwa 5% der Meldungen mit "Migration" vorkommt. Sie stellt eine Ausnahme dar, die gleichzeitig für eine Versachlichung des Diskurses steht. Statt Einzelpersonen wie etwa Arigona Zogaj, die politisch instrumentalisiert werden können, stünden politische Akteure an deren Stelle.
Es wird sich nicht verhindern lassen, dass weiter mit polarisierenden, negativ behafteten und hochemotionialen Begriffen über den Themenkomplex Migration gesprochen wird. Die Medienresonanzanalyse zum Thema "Migration" habe aber gezeigt, so Laszlo, dass man auch nüchtern und vernünftig über ein gesellschaftlich wichtiges Thema reden könne - auf breiter Basis und über Parteien und handelnde Personen hinweg, mit einem Begriff, der offenbar gerade neu verhandelt wird.