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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

11. 9. 2011 - 13:39

Different World Of Music

Betrunkene Piraten und feuerspeiende Gartenzwerge, aktionistischer Rock und unverfälschter Beatbox-Funk. Dazu digitale Tanzbeats und kostümierte Discofeger. Eine FM4 Soundparknacht der anderen Art.

Es vor langer Zeit, als sich drei mutige Jungs in der Schule näher kennen lernten. Sie sprachen über Musik und bald war die Idee geboren, eine Band zu gründen. Fortan spielten sie fröhlich und glücklich bis in an ihr Lebensende.

Der FM4 Soundpark im Radio: Jede Woche in der Nacht von Sonntag auf Montag von 1 bis 6 Uhr früh. Nach der Sendung 7 Tage lang online zu hören als Stream on demand.

Man kennt sie ja, die stereotypen Bandbiographien. Auch, wenn sie vielleicht nicht ganz so märchenhaft geschildert werden. Und auch bei Interviews bekommt man das Gefühl, bei vielen solchen Bands stehe allein das Ziel im Vordergrund, auf einer großen Bühne zu stehen. Oder den perfekten Popsong zu schreiben. Oder zumindest nach einem Gig das Hotelzimmer zu verwüsten, ohne nachher zur Verantwortung gezogen zu werden. Aber es gibt auch Künstler, die ganz andere Dinge in den Vordergrund stellen. Und für die wird in der heuten (10.10. 2011) FM4 Soundpark Ausgabe etwas Platz eingeräumt.

Die gebrochenen Knochen von He-Man

Wenn man auf die Myspace-Site von Die Eternias klickt, dann stieren einem plötzlich weiße Einhörner entgegen, die von einem Aschenputtel-ähnlichen Mädchen gefüttert werden. Dahinter glänzt in der Ferne ein prächtiges Märchenschloss im Schein des übermächtigen Vollmonds.

Bandfoto Die Eternias

Die Eternias

An dieser Stelle ist es wichtig, sich nicht gleich verunsichern zu lassen, sondern den ersten Song "Broken Bones" der Playlist anzuklicken. Denn dann schunkelt sich ein schön-schräger Indiesong in die Gehörgänge, der sich nur schwer einordnen lässt. Neben dem Label "Rock-Postpunk-Garagenkollektiv" hat die Band bei ihrer Genrebezeichnung die Schlagworte "Keltisch / Kinder / Thrash" hinzugefügt, wobei man hier das verschmitzte, schelmische Lächeln des Frontmanns Tagedieb förmlich sehen kann.

Die Eternias spielen auf gewitzte Weise mit musikalischen Klischees und integrieren theatralische Elemente in ihre Live-Show. Bestes Beispiel hierfür ist das Video zu "Meat Song", einem rauen, rumpeligen Rocksong, der sich nahe an eine Tom Waits Ballade schmiegt, bis er gegen Ende sich doch noch zu einem lärmigen Punkstück aufschwingt.

Sänger Tagedieb, Sängerin und Gitarristin Lolita de la grande catedral, Schlagzeuger Emozione por favor (Schlagzeug) Basist Weck de provence haben erst vor Kurzem auf Seayou Records eine EP veröffentlicht, die passender Weise von Sir Tralala produziert wurde. Darauf steigen die Eternias nicht nur musikalisch in düstere, märchenhafte Gefilde ab. Die tragischen Figuren, die in den Texten im Vordergrund stehen, verzerrte Übertreibungen alltäglicher Beobachtungen. Die Eternias können in ihren Songs von betrunkenen Piraten bis zu feuerspeienden Gartenzwergen beinahe alles dazu instrumentalisieren, um Shakespeare-hafte Dramen zu erzählen. Und genau das macht den Reiz dieser eigenwilligen Band aus.

Wir hören uns in dieser nebligen Nacht mit Tagedieb und Lolita de la grande catedral durch ihre EP, streuen ein paar alte Songs dazwischen und lassen uns erklären, warum gerade der Planet von He-Man die Heimat dieser verkleidungskünstlerischen Rockband ist.

Slip in to my world of authenticity

Viele Jahre hat er sich von dem Proberaum einer Band zum Proberaum einer anderen Band geschleppt. Immer wieder stand die musikalische Arbeit ganz im Zeichen des Überlebenskampfs des Zusammenhalts einer Gruppe von Menschen, die nicht selten verschiedene Ziele vor Augen hatten.

Georg Viktor Emmanuel

Georg Viktor Emmanuel

So hat sich Georg Viktor Emmanuel dazu entschlossen, alleine seine Visionen zu verwirklichen, die eben nicht nur der musikalischen Selbstverwirklichung folgen. Ganz im Gegenteil. Sein Ausgangspunkt, oder besser formuliert das hinter seiner Musik liegende Konzept, ist die Authentizität. Jedoch nicht jene, die auf musikjournalistischer Ebene oft diskutiert und dann schließlich immer wieder naserümpfend und mit verächtlichem Blick als kompletter Unsinn abgetan wird. Georg geht es um Authentizität auf zwischenmenschlicher Ebene. Für seinen ersten Songs hat er mit seinem Freund Mike Murnau ein Video gedreht, in dem Georg - ganz nach dem free-hugs Prinzip - in Wien einfach Leute umarmen möchte. Ganz ohne Schild, ohne "Warnhinweis" handelte er sich so nicht nur freundliche Gesten ein.

Musik im öffentlichen Raum, ganz nach dieser Idee richtete sich dann auch das weite Video zu dem Song "">Dig It". Eine Flashmob-artige Breakdance-Performance an einem Einkausfssamstag in der Wiener Kärntnerstraße. Ohne Drehgenehmigung und mit viel Improvisation versteht sich. Die kleine, zweiteilige Crazy Bitch In A Cave

Ute Hölzl

Des weiteren in der FM4 Soundparknacht zu hören, eine ausführliche Listening Session von Christian Pausch mit dem großartigen Crazy Bitch in A Cave, der am kommenden Dienstag 13. September den Release seines Debüts "Particles" bei Gratiseintritt im Wiener Rhiz feiert. Und Alexandra Augustin eröffnet die Nacht der österreichischen Musik mit einem launig-lustigen Interview mit unserer Soundparkband des Monats September, dem Salzburger/Wiener Trio Blue Velvet.

Fahrplan durch die Sendung:

  • 01:00 bis ca. 02:00 Uhr: Die Soundparkband Des Monats September Blue Velvet im Gespräch mit Alexandra Augustin
  • 02:00 bis ca. 03:00 Uhr: Listening Session durch das neue Debüt von Crazy Bitch in A Cave mit Christian Pausch
  • 03:00 bis ca. 03:50 Uhr: Soundpark in the mix: Der Pumpkin Records Sample "Duet(t)/e/s"
  • 03:50 bis ca. 04:50 Uhr: Soundpark in the mix: das neue Album "Journey Man" von Stefan Oberthaler aka Keyminator
  • 04:50 bis ca. 05:25 Uhr: Die Eternias im Interview
  • 05:25 bis 06:00 Uhr: Ein Gespräch mit Georg Viktor Emmanuel inklusive Live-Looping-Session