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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

26. 8. 2011 - 14:15

On The Water: Tennis und ihr Album "Cape Dory"

Segeln gehen mit der Band Tennis. "Cape Dory" nennt das US-Duo sein Debütalbum - und ist ein wenig überrascht, dass ihr von einer Segelreise inspirierter Longplayer so viel Beachtung findet.

Summer here, Kids. Lasst uns segeln gehen!

Band Tennis, Duo, USA

Tennis

Eigentlich wollten sie das Album ja nur für sich selbst einspielen, um ihre Zeit auf dem Segelboot aufzuarbeiten. Ganze sieben Monate lang waren Alaina Moore und Patrick Riley die US-Ostküste entlanggeschippert, bis hinunter in die Karibik. Und weil wir Indierocker uns auskennen mit dem Segeln und mit Yachten, wissen wir auch, dass eine Cape Dory - die den Albumtitel inspiriert hat - ein Segelboot ist.

Cape Dory war eigentlich ein Bootsbauer in Massachussetts, der Ende der 1990er Jahre, nach gut dreißig Jahren, die Geschäfte einstellte. Der Name blieb jedoch, um einen bestimmten Typ von Segelboot zu bezeichnen. Außerdem baut der Gründer von Cape Dory, ein gewisser Andrew Vavolotis, unter dem Namen Robinhood Marine weiterhin seine Cape Dory Boote.

Segelboot Cape Dory

Cape Dory

Summery, Melancholy, Romantic

Eigentlich müsste die eine Hälfte von Tennis, Alaina Moore, ja ein Cowgirl sein, mit dem Pferd in die Rocky Mountains reiten. Das war zumindest mein erstes Bild im Kopf, als ich hörte, Tennis kommen aus Denver, Colorado, der früheren Goldgräberstadt am Fuß der Rockies. Stattdessen aber: Alaina Moores Fernweh nach dem großen weiten Ozean.

Der erste Winter, den sie und ihr Partner Patrick Riley wieder zuhause in Denver verbrachten, holte die Sehnsucht nach einem fernen, klimatisch wärmeren Ort wieder an die Oberfläche, und so entstand das Album, das zuerst gar nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen war. Wir hätten den Mut gar nicht aufgebracht, die Songs zu schreiben und aufzunehmen, wenn wir gewusst hätten, wir würden sie tatsächlich veröffentlichen, sagt Alaina Moore, die bei Tennis singt und Keyboards spielt.

"Revel in the memories of our sailing trip, that´s all we wanted to do."

Band Duo Tennis

Tennis

Tennis?

Patrick Riley - er spielt Gitarre - ist auch für den Bandnamen verantwortlich. Tennis. Nicht sehr rock-n-roll, oder? Tennis ist nicht Snowboarden, oder Boxen. Nicht dass der sogenannte "weiße Sport" nicht auch seine Rock'n'Roller hervorgebracht hätte, zumindest was die attitude und einen gewissen Lifestyle betrifft. Man denke etwa an JohnMcEnroe, den wohl wütendsten Tennis Spieler aller Zeiten.

Patrick Riley hat im College Tennis gespielt. Dort hat er, zusammen mit Alaina Moore, Philosophie studiert. Wut im Bauch bei den beiden? Nein. Wohl eher ein Sehnen, gepaart mit Durchhaltevermögen, Aufregung - samt Angst - und Schmetterlingen im Bauch. Und den einen oder anderen bunten Papagei auf den (Retro-)Indiepop-Schultern.

"In all honesty, sailing scares me a lot. The ocean is no small thing and I have a healthy respect for it and the weather. Just the smallest rain storm on sea is a really big deal. But it´s such a rewarding, amazing experience. It is definitely something that will be a part of mine and Patrick´s lives."

Sie wollen es also wieder tun. Obwohl ihnen die Knie noch ein ganz klein wenig schlottern von den sieben Monaten auf See. Drei Jahre ist das nun her. Ein Jahr danach entstand dann das Album. Rezensionen dazu hat Alaina Moore noch keine gelesen, mit Absicht. Erst beim nächsten Longplayer will sie sich daran wagen, wenn alles nicht mehr so persönlich ist.

Patrick Riley: "On the water you see the rawest form of experience - an experience devoid of judgment or opinions from other people."

Band Tennis, Alaina, Patrick

Tennis

Ein neues Album ist bereits fertig, und nein, es geht nicht ums Segeln. Aber alles der Reihe nach: Alaina Moore und Patrick Riley haben also beschlossen, ein Boot zu kaufen und in See zu stechen. Klingt alles ganz easy. War es das?

Alaina Moore: "Well, the idea was simple, but turning the idea into a realistic plan was much more complicated and took a lot of preparation and a lot of sacrifice to sail safely and successfully."

Also nicht doch lieber Wandern gehen in den Rockies, gleich vor den Toren von Denver, anstatt sich auf das ferne Meer zu begeben?

Albumcover Tennis "Cape Dory"

Tennis

"Cape Dory" von Tennis ist bei Fatpossum Records erschienen.

"When you are looking for inspiration, sometimes you find it best if you do something that is extremely opposite of your current environment. So, growing up right at the base of the Rocky Mountains my whole life, the ocean was a complete mystery, and the culture, the lifestyle around it was something that I really knew nothing of. I think that putting myself into a totally foreign space is what allowed me to conceive of new endeavours, like being in a band and writing music, which was something very new to me. I think, a lot of people when they are feeling stagnant or unsure of their next step, for their future, just putting yourself into this profoundly different environment will reveal something new about you."

Take Me Somewhere

Tennis stachen also in See. Auf "Cape Dory" können wir die Reise nachhören: "Take Me Somewhere" heißt gleich der erste Song, gefolgt von "Long Boat Pass". In diesem Song geht es darum, wie die beiden den Hafen verlassen, und wie schon bald ein heftiger Wind in die Segel bläst - und Angst aufkommt bei Alaina.

"Cape Dory", der Albumtitelsong kommt als nächstes. Die Cape Dory von Alaina und Patrick ist 30 Fuß lang - etwa neun Meter: "It´s quite small but it feels big when you are handling it. It´s extremely heavy and bulky and slow moving. It feels like an enormous boat when you are trying to manoever it in the water, but when you are living on it, it feels really small."

Weiter geht die Reise mit "Marathon" und "Bimini Bay". Letzterer Song ist inspiriert von der Bimini Bay - jenem Ort in den Bahamas, der den USA, genau gesagt Florida, am nächsten ist - und klingt ein wenig wie ein sehnsuchtsvoller 50er Jahre Song, ein alter Hit aus einer längst vergangenen Zeit.

Alaina Moore: "That was very intentional. That´s a style of music that I felt like fit aesthetically with the story we were trying to tell, and it´s a style of music I truly love." Heile-Welt-Musik, aber, eh klar, mit einem dark undercurrent.

Tennis, Band, am Meer, mehrere Bilder

Tennis

An "South Carolina" sind sie vorbeigefahren, Alaina und Patrick, diese sympathischen "Seafarer", und an "Baltimore". Eine "Pigeon" haben sie dabei gesehen, und viele "Waterbirds". Nein, Piraten nicht, lacht Alaina Moore. Dort wo sie sich bewegten, gibt es keine. Aber einmal blieb ihr das Herz fast stehen, nahe den Bahamas, draußen auf See: Ein Boot kommt näher, mit starkem Licht, kommt immer näher - ein Boot der Küstenwache, wie sich schließlich herausstellt. Alles okay bei euch? Ja. Danke, dass ihr auf uns aufpasst, ruft ihnen Alaina hinterher. Fast hatte sie schon gedacht, es wären doch Piraten.

Vergleiche?

Damit hat Alaina Moore kein Problem. Das Duo Beach House ("Salt Water", "Turtle Island"), das auch dem Wasser nicht abgeneigt ist? Ja, warum nicht, sagt sie. Ein anderes Duo: Port O´Brien. Cambria Goodwin und Van Pierszalowski, die auch viel mit Wasser zu tun hatten (z.B. "Stuck On A Boat"), und die sich leider inzwischen getrennt haben. Die habe ich noch nie gehört, sagt Alaina Moore.

Sie und Patrick Riley haben nach ihrer Segelreise geheiratet. Mögen sie lange verheiratet bleiben und noch viele Platten machen. "Cape Dory" ist erst der Auftakt einer Bandlaufbahn, die nicht geplant war.

P.S.: Noch ein Konzeptalbum über das Segelboot-Leben auf dem Meer: Heather Nova - "300 Days At Sea", Ministry Of Sound/Warner, Mai 2011.