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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

16. 7. 2011 - 11:23

The new MGMT? Ach was.

Die kalifornische Band Foster The People legt nach "Pumped Up Kicks" jetzt ihr Debutalbum vor.

Eigentlich hatte er die Band ja Foster & The People genannt. Das "and" im Bandnamen ging bei schnellem Sprechen aber unter, und weil ihm das mehrmals passierte, blieb der Kalifornier Mark Forster schließlich bei Foster The People. Die neue Version des Bandnamens hatte schließlich vielleicht sogar etwas Interessanteres an sich: Foster the people - wie "care for the people", oder "take care of the people".

Bandmitglieder von Foster The People stehen vor Garagenwand. Remember Who You Are steht drüber.

www.ashleysears.com / http://www.facebook.com/fosterthepeople

A Bassline And A Chorus

Albumcover Band Foster The People

fosterthepeople

"Torches" von Foster The People ist bei Columbia erschienen

Ok, das mit dem Bandnamen hätten wir geklärt. Was sind die weiteren Facts? Außer dass Foster The People mit der Single "Pumped Up Kicks" gleich die neuen MGMT genannt wurden, und sich Plattenlabels, Fans und JournalistInnen gleichermaßen sofort um sie rissen? So jdenfalls ist "Pumped Up Kicks" vom letzten Jahr noch immer aktuell, und nun endlich auf einem kompletten Album zu finden, umringt von Titeln wie "Waste", "Helena Beat" oder "Don´t Stop (Color On The Walls)". Aber wo viel Licht, da ist gewöhnlich auch ein klein wenig Schatten: Foster The People werden gar schon mal als "the poor man´s Scissor Scisters" bezeichnet. Pfui.

"A little chillwave surf guitar, a little vocal like singing through an intercom, a little whistling – one percolating cool breeze of a song, as easy as ice coffee, as wide open as uneven brownstone roofs, the infinite spread of summertime in the city. Foster The People and “Pumped Up Kicks” goes down like a cold beer, refreshing to the point where all you want is another." prettymuchamazing.com

die drei von foster the people, der sänger in der mitte streckt die arme richtung kamera.

sony music

Foster The People nennen ihren ersten Longplayer "Torches", wie Taschenlampe, oder Lötlampe, Fackel. Und dies wiederum hat folgenden Grund, wie Mark Foster im FM4-Interview erzählt:

"A lot of the songs on the album are about letting things go from the past and moving into a new chapter in the future of your life. So, torches, you can incinerate things, you can set the past on fire, you can burn things down, but at the same time that leaves room for growth and new things to pop up. That´s where the title came from."

Was hat der junge Mann also zum In-Brand-Setzen aus der Vergangenheit? Etwa die Tatsache, dass er Werbejingle-Macher war? Halb so schlimm. Oder die Tatsache, dass der Mann, der in Cleveland, Ohio aufgewachsen war, einmal ein trauriger Singer/Songwriter war? No more bedroom recordings für Mark Foster, und das ist gut so. Die altmodische Vorstellung, in ein Aufnahmestudio zu gehen, in eines wo der Geist des Frank Sinatra allgegenwärtig ist, und dort Songs aufzunehmen, mit einem richtig schönen großen Mischpult, anstatt mit Laptop im Bedroom. Oh my God, Mark Foster kommt ins Schwärmen. Die schiere Größe der Popgeschichte, fast erschlägt sie ihn, und doch geht er clever und ungehemmt um mit ihr.

Good Vibrations?

Und wenn dann auch noch Paul Epworth an den Reglern sitzt - in London war das, nicht in L.A., dann gibt es gar kein Halten mehr für einen California-Boy, der die Beach Boys liebt, aber insgesamt immer schon mehr europäische Indie-und Dance-Musik gehört hat als US-Sounds. So entstand etwa der Song "Life On The Nickel" zusammen mit Paul Epworth, jenem Wunderwuzzi unter den jüngeren englischen Producern.

Weitere Bandnamen, die einem aber nicht zu Unrecht in den Sinn kommen mögen beim Hören vom Album von Foster The People: Two Door Cinema Club, Peter, Björn & John, Phoenix, Tahiti 80, Beck, Blur, Ben Folds, Empire Of The Sun, Dandy Warhols. Letztere stehen im Song "Don´t Stop (Color On The Walls)" wiederauf. Großartig.

In Los Angeles saß, nebst anderen, Tony Hoffer an den Reglern. Er war schon mit Beck im Studio, oder auch mit den Thrills. Whatever happened to The Thrills, by the way? Jenen sonnengeküssten jungen Iren, die vor einigen Sommern sangen "Don´t go to Big Sur, baby, baby, please don´ t go." Sie hatten auch diese Qualität, die einen guten California-Popsong ausmacht: Perfekt anmutend, aber mit etwas Dunklem unter der Oberfläche. Das war schon bei den Beach Boys so. Und war auch bei "Pumped Up Kicks".
Im Song geht es ja um eine Schießerei in einer Schule, etwas nicht Kalifornien-Spezifisches, aber insgesamt sehr Amerikanisches: "He´s a cowboy kid. Yeah, he found a six shooter gun. All the other kids with the pumped up kicks, you better run, outrun my gun."

Ein Sommerhit mit dunklem Inhalt. California-Musik, nicht New York Musik. Schon allein deshalb sind Foster The People keine neuen MGMT. Obwohl: "Helena Beat" könnte tatsächlich ein vergessener Song vom ersten MGMT-Album sein.