Erstellt am: 12. 7. 2011 - 18:00 Uhr
Hoch das Bein!
Über Tanz zu schreiben, ist schwierig. Beim Versuch, Bewegungen, Licht, Bühne, Kostüme und etwaige Medienzuspielungen in Worte zu fassen, geht zwangsläufig viel verloren. Tanz erklärt sich am besten selbst, und zwar im Moment der Aufführung. Zum Glück aber wird es solche Momente in den nächsten vier Wochen in Hülle und Fülle geben.
Das ImPulsTanz - Vienna International Dance Festival läuft von 12. Juli - 14. August 2011 in Wien.

Impuls Tanz Vienna International Dance Festival
Beim 28. ImPulsTanz-Festival in Wien präsentieren mehr als 40 Compagnien und KünstlerInnen rund 100 Performances. Außerdem werden an die 200 Workshops angeboten, bei denen sich AnfängerInnen und Profis durch die verschiedensten Tanzstile schnuppern können.
Im Folgenden findet ihr wie gewohnt eine kleine Vorauswahl, welche Programmpunkte interessant sein könnten.
Jhoom
Zum Auftakt des Tanzfestivals wird der junge indische Choreograph Terence Lewis mit "Jhoom" im Haupthof des Wiener Museumsquartiers ein pompöses Bollywood-Spektakel inszenieren.

Terence Lewis Contemporary Dance Company
"Jhoom" (Terence Lewis Contemporary Dance Company)
13. Juli, Museumsquartier
Der Tänzer verspricht Kostümwechsel im 3-Minuten-Takt, kleine Lektionen in indischer Kultur und "We-invented-the-art-of-sex"-Kamasutra-Einlagen. Aber hallo! Wer jetzt schon mit der Hüfte wippt, ist natürlich herzlich eingeladen mitzutanzen. Lewis ist nämlich nicht nur gefragter Choreograph für Bollywood-Filme und Juror bei der indischen TV-Tanzshow "Dance India Dance", sondern hat auch mit tausenden LaientänzerInnen die größte Bollywood-Tanzklasse aller Zeiten abgehalten. Selbstverständlich hat sich der Mann damit im Guiness Buch der Rekorde verewigt, und erfüllt daher die besten Voraussetzungen auch das Wiener Publikum zum Tanzen zu bringen. Zum Üben hat Terence Lewis im Interview schon mal die "Thumka", einen traditionellen indischen Tanzschritt, erklärt:
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Youdream
"Youdream" (Superamas), 23. Juli, Akademietheater
Ab nächster Woche geht's dann zurück in westliche Gefilde. Das austro-franko-belgische Performancekollektiv Superamas präsentiert die Multimedia-Show "Youdream". Menschen aus ganz Europa können auf der dafür eigens eingerichteten Internetplattform ihre Träume hochladen. Später werden sie teilweise in die Performance integriert. Ausgehend von diesem Live-Chatroom verlagert sich die Show dann in einen Videothriller und volé auf die Tanzbühne.
Talking Head
"Talking Head" (Chris Haring & Liquid Loft), 11. August, Odeon Theater
Eine tänzerische Satire auf unsere virtuellen Identitäten zeigt auch der österreichische Choreograph Chris Haring und seine Gruppe Liquid Loft. In "Talking Head" verheddert er eine Tänzerin und einen Tänzer in den "twittertubeundfacebook-Apparat". Mittels Filmzuspielungen und Stimmverzerrungen entwickelt er groteske Online-Karikaturen, die er den ZuschauerInnen nicht mehr als Spiegel, sondern als Videoscreen vor die Nase hält.
Neuer Wiener Bioaktionismus
"Neuer Wiener Bioaktionismus" (Magdalena Chowaniec, Amanda Piña und Daniel Zimmermann), 3. August, Garage X
Außerdem feiert das Impulstanz-Festival frei nach Nitsch ein vegetarisches Orgienmysterientheater. In ihrem "Neuen Wiener Bioaktionismus" vergießen Magdalena Chowaniec, Amanda Piña und Daniel Zimmermann nicht Blut sondern roten Rübensaft, und schlachten statt Lämmern Karotten.
Parcours II
"Parcours II" (Daniel Aschwanden & Choreographer's Venture Group), 30. + 31. Juli, Aerodrom Aspern
Wenn man in der lokalen Kunstgeschichte neue Wege beschreiten kann, kann man das in im Bau befindlichen Stadtentwicklungsgebieten schon lange. Im Nordosten Wiens entsteht die "Seestadt Aspern". Performancekünstler Daniel Aschwanden installiert dort seinen "Parcours II", der quasi als "begehbare Landkarte" mit "3D-Konstruktionen, dokumentarischem Theater und unter Teilnahme von Bauarbeitern, Anwohnern, Stadtentwicklern und PerformerInnen", den entstehenden Stadtraum erforscht.

Christoph Lepka
A Talk
"A Talk" (Sudermann & Söderberg), 13. + 14. August, Schauspielhaus
Alltägliches untersucht auch das schwedisch-deutsche Künstlerinnenduo Sudermann & Söderberg. In "A Talk" zerlegen die beiden Frauen Alltagsgespräche in Gesten und Rhythmus. Das hört sich aufs Erste furchtbar abstrakt an, bringt aber eine wunderbare Leichtigkeit auf die Bühne und eine sympathische Portion Witz. Jede Liebesgeschichte hat ihre Melodie, jede Diskussion über Fußball nahezu einstudierte Bewegungsabläufe.
Versuchsperson Silke Grabinger
"Versuchsperson Silke Grabinger" (Silke Silk Grabinger, Anne Juren, Hubert Lepka, Oleg Soulimenko, Philippe Riera, Dirk Stermann), 9. + 11. August, Schauspielhaus
Und weil das Impulstanzfestival offenbar wirklich alles erlaubt, und den Begriff "zeitgenössischen Tanz" bewusst weit fasst, durfte sogar Dirk Stermann als Choreograph tätig werden. Als Ahnungsloser in einer Riege von solchen, die wirklich was davon verstehen, hat er sich für Breakdancerin Silke Grabinger eine Schrittfolge ausgedacht. Das Ergebnis zeigt sie lieber solo. Trotzdem beweist die Wiener Tanzszene damit, dass sie weder nachtragend noch humorlos ist. Wie sonst hätte sie Stermann das hier verzeihen können?
Tanzen bis in die Puppen
Zu guter Letzt sorgt das Impulstanz-Festival auch für all jene, die nicht gern zuschauen, sondern ihrer Tanzleidenschaft am liebsten selbst unterm glitzernden Schein der Discokugel frönen. In der Festival-Lounge im Burgtheater Vestibül gibt es täglich ab 22 Uhr DJ-Programm vom Feinsten. Und das Beste daran: der Eintritt ist frei!