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Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

3. 7. 2011 - 12:34

Song Zum Sonntag: Beirut

Der Sound bringt ihn heim: East Harlem

Cover von "Rip Tide" der neuen CD von Beirut

beirutband.com

"Spanish Harlem", die Nummer an die "East Harlem" angelehnt ist, war der erste Solo Hit von Ben E King und war eine Art Hymne für die "Nuyoricans", die vorwiegend puertoricanische Community in East Harlem. Die Rose von "Spanish Harlem" verzaubert den Erzähler, sie wächst nicht in der Sonne, sondern im Mondlicht, unbemerkt von der Welt, und er nimmt sie mit, um sie in seinem eigenen Garten aufwachsen zu sehen. Unter den 150, die das seit 1960 versucht haben, sind unter anderem Willy DeVille, Leon Russell, Laura Nyro, Tom Jones und Led Zeppelin, der gute Cliff Richard hielt die Nummer auf Deutsch für "Die Frage aller Fragen".

Beiruts Rose hat keine Chance. Sie welkt und, um sie zu pflücken, ist sie zu weit weg, tausend Meilen von Uptown nach Downtown, sie wartet auf ihn, doch er wird es nicht schaffen. Was bleibt ist der Sound, der Sound ist die Farbe ihrer Augen, der Sound ihres Atems in der kalten Nacht, der Sound bringt ihn heim.

  • Der Song zum Sonntag auf FM4
  • Über Beirut macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Gruppenbild der Band "Beiru" auf einer Eisentreppe, im Vordergrund andleader Zach Condon

littleheritages.com

Am 29. August erscheint das neue Beirut Album "The Rip Tide". Es ist das dritte reguläre Album der Musikantenschar um das schüchterne Wunderkind Zach Condon, der Nachfolger von "The Flying Cup Club" mit dem Weltsommerhit "Nantes".

Der frankophile Condon, dessen Musik seine Initiation durch seine Faszination für osteuropäische Rhythmen und Bläser erfahren hatte, klingt mit seinen vollakustischen Arrangements und seiner Vorliebe für Ukulelen, Trompeten, Basssaxophonen und ungeraden Takten mehr nach einer romantischen Version einer mediterranen Hochzeitskapelle als einer US Rockband. Wie immer hört man hier den Sound des uncoolen Folk-Europa der Achtziger/ Neunziger durchschimmern, Yann Tiersen und Rene Aubry, Alan Stivell und Angelo Braduardi, Noir Desir und Madredeus. Wie es der Mann geschafft hat, mit einem derartigen Horizont zur hippsten US-Folk-Band der Nuller vorzustehen, ist wohl noch ein Beweis dafür, wie viele Herzen man mit Darmsaiten und zweistimmigem Tenor zum sentimentalen Schwingen bringen kann.