Erstellt am: 30. 6. 2011 - 19:57 Uhr
"Es geht um Leistung"
Seit vergangenen Herbst gab es etliche öffentliche Debatten über mögliche Schulreformen: Der Plan, alle Schulagenden dem Bund unterzuordnen (wogegen die Bundesländer erfolgreich opponiert haben), die Zentralmatura (die 2014 kommt, an deren Vorbereitung es aber hapert), die modulare Oberstufe (die jetzt vielleicht kommt), die Gesamtschuldiskussion ist auch noch nicht gegessen (die neue Mittelschule läuft parallel zu Hauptschule und Gymnasium) und ein neues LehrerInnendienstrecht muss auch noch verhandelt werden (da bremst die mächtige Beamtengewerkschaft schon präventiv). Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat zu all diesen Themen konkrete Vorstellungen - die meist von BildungsexpertInnen begrüßt werden - kommt damit aber nur in kleinen Schritten voran. Dazu sammelt im Moment Hannes Androsch Unterschriften für ein Bildungsvolksbegehren, dem die Ministerin voll zustimmen kann, dessen Forderungen aber gleichzeitig pure Kritik an ihr und der Regierung ist.

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Wir haben mit Claudia Schmied über all das gesprochen, rundherum aber auch die Basis des Schulwesens zu Wort kommen lassen. Zuerst wollten wir wissen, wie junge Lehrerinnen und Lehrer zu den Reformvorhaben der Regierung stehen? Barbara Köppel hat bei AHS-Lehrerin Barbara Baumann nachgefragt, und die spart nicht mit Kritik:
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Dann haben wir Österreichs obersten SchülerInnenvertreter Philipp Pinter auf seiner Maturareise in der Türkei gestört und gefragt, wie er die Schulpolitik des vergangenen Schuljahres erlebt hat:
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Claudia Schmied im Interview

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Für Claudia Schmied ist die stärkere Gliederung des Schuljahres in Semester für die modulare Oberstufe entscheidend: "Wir haben ein Winter- und ein Sommersemester wie an der Universität und entscheidend ist der Semesterabschluss." Wer also im Wintersemester in einem der Module durchfällt, muss das im Sommersemester zusätzlich zum neuen Stoff nachholen. "Es geht um Leistung und darum, die Oberstufe ein Stück näher an den Unibetrieb heranzuführen." Auf die Kommunikationsprobleme der Regierungsparteien miteinander und der Öffentlichkeit beim Thema modulare Oberstufe angesprochen, sagt Schmied: "Das ist ein Thema, da muss man länger erklären. Und das war ein bisschen unglücklich, dass es da kurzfristig zu dieser Meinungsverschiedenheit in der Regierung gekommen ist." Die scheint aber ausgeräumt und sowohl Schmied als auch ÖVP-Chef Spindelegger wollen die modulare Oberstufe als ihren Erfolg verkaufen.
Laut Bundesschulsprecher Philipp Pinter sind die LehrerInnen, die jetzt bereits Oberstufenklassen auf die Zentralmatura vorbereiten sollten, darauf aber noch gar nicht vorbereitet. Claudia Schmied relativiert: "Wir haben in jedem Bundesland Koordinatoren, die Pädagogischen Hochschulen sind voll eingebunden, es gibt Fortbildungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer." Aber: "Wir müssen die Vermittlung, die Information im Herbst noch verbreitern."

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Dass die modulare Oberstufe, der Ausbau von Ganztagsschulen und die neue Mittelschule das Schulbudget nicht deutlich mehr belasten, wird von LehrerInnen und ExpertInnen bezweifelt. "Es dreht sich im Wesentlichen hier immer um Lehrerinnen und Lehrer, um Ressourcen und das muss gesichert sein. Und es ist gesichert", sagt Schmied. Eine Aussage, der aus verschiedenen Bundesländern wohl gerne widersprochen wird. In Wien etwa müssen die Pflichtschulen ab Herbst enorm einsparen, 120 Lehrposten sollen einfach wegfallen.
Das Bildungsvolksbegehren wird Claudia Schmied unterschreiben, wenn es auf dem Tisch liegt, als Kritik an ihr oder der SPÖ sieht sie es nicht. Viele der Forderungen habe sie ja schon umgesetzt. Aber: "Es sind natürlich noch ganz große Projekte vor mir: PädagogInnenbildung Neu, neues Dienst- und Besoldungsrecht." Und gerade an letzterem können die neue Mittelschule und die modulare Oberstufe noch sauber ausgebremst werden.
Den gesamten Mitschnitt gibt es hier zum Nachhören:
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Eure Fragen, die sich in der Sendung nicht mehr ausgegangen sind, werden von Claudia Schmied schriftlich beantwortet und nachgereicht.