Erstellt am: 23. 6. 2011 - 06:00 Uhr
Keine Frage der Sympathie
Das Prinzip der Doppelzimmer Spezial Gespräche ist das Eintauchen in die Welt, in die Ansichten und Einsichten des Gastes. Es sind keine investigativen Interviews und auch keine Porträts. Zumeist gehe ich bestens vorbereitet und belesen in ein Gespräch, das immer eine Eigendynamik entwickelt und jedes Vorhaben meinerseits boykottiert. Ich liebe das.
Bei Brigitte Ederer war alles anders. Wir haben lange auf das Interview gewartet, weil die Pressearbeiter von Siemens in München unsere Anfrage nicht auf ihre To-Do-Liste gesetzt haben und wir Frau Ederer schließlich hinten herum kontaktierten. Und sogleich war auf diesem Weg ein Termin mit der Spitzenmanagerin ausgemacht. Sie ist offen, sie gibt Antworten auf persönliche Fragen, sie hat eine Haltung zu politischen und wirtschaftlichen Themen, auch wenn ich diese oft nicht teile. Kurzum: sie speist einen nicht ab.

fm4/pamela russmann
Das macht es schwierig. In zweierlei Hinsicht. Ich kann diese positiven Eigenschaften nicht entsprechend anzapfen, weil sie im Vorstand eines Multikonzerns sitzt, weil dieser Konzern Frau Ederer zum Einstand auftrug, mehr als 600 ArbeiterInnen abzubauen, weil diesem Konzern die Beteiligung an Nordkoreas Atomprogramm nachgesagt wird. Kann man mit einer Politikerin oder Managerin in der Größenordnung von Brigitte Ederer über Musikvorlieben und Erinnerungen an die Kindheit plaudern?
Der Spagat zwischen Gewinnmaximierungslegitimation und Erinnerungen an das Schule schwänzen an der Alten Donau ist groß. Und sehr lehrreich. Für mich. Ich bin, wie einst bei einem Interview mit Jörg Haider Anfang der 90iger Jahre, dem Druck erlegen, dass man kritische Fragen stellen muss. Wenn Frau Ederer und Herr Haider (und außer, dass die beiden hier nebeneinander genannt werden, haben sie nichts gemeinsam) eines wie im Schlaf können, dann ist es: Antworten auf kritische Fragen geben. Man hat also die Wahl, sich innerhalb der ausgetretenen Gesprächspfade zu bewegen, oder eine neue Spur ziehen. Die neue Spur endet allerdings in einer Einbahnstraße, wenn sie Kalkül entdeckt.

fm4/pamela russmann
Ich hätte gerne mit Brigitte Ederer über den Geruch von frischem Gras geredet oder ob sie die Mondlandung für einen Fake hält. Aber da ich nun endlich einmal einen Menschen vor mir habe, der verantwortlich ist, der in hoher Position ein System unterstützt, gegen das so schwer zu protestieren ist, weil es den Alleinherrschaftsanspruch stellt, will ich Antworten. Ich habe also diese zwei Stunden mit der Spitzenmanagerin von Siemens, einem Konzern, der in 190 Ländern der Welt produzieren lässt, der in China ein U-Bahnnetz baut und in Indien Software herstellt. Und habe Angst, an meinen eigenen Erwartungen an dieses Gespräch zu scheitern.
Das Doppelzimmer spezial mit Brigitte Ederer zum Nachhören:
Teil 1:
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Teil 2:
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artist | song | |
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Illute | Viva la ignorancia | |
Bensh | how come nao | |
Polifame/Chrisfader | 1,5 Stunden | |
Supermax | world of today | |
Sweet sweet moon | smoke up | |
Ping ping | fly butter fly | |
Skero | Wien | |
Amere Meander | Impressions | |
Ja Panik | Suicide | |
The Helmut Bergers | is there love inside? | |
Bunny lake | into the future | |
Binder & Krieglstein & Gustav | Piraten | |
James Hersey | stand up for you | |
Deckchair Orange | stay | |
Sir tralala | bound | |
Attwenger | duamasche | |
Clara Luzia | faces | |
Hinterland | Schwiegerapper |