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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

21. 6. 2011 - 16:39

Modulare Politik

Die modulare Oberstufe kommt. Oder auch nicht. Oder anders. Was soll das? Am 30. Juni ist Claudia Schmied zu Gast und wird ua darüber diskutieren.

Claudia Schmied ist am 30.06. zu Gast in Connected und kann dort vielleicht schon erste Nachverhandlungsergebnisse präsentieren oder eure Fragen beantworten. Die können live per Telefon unter 0800 226 996, hier im Forum oder per Mail an fm4@orf.at kommen.

Modulare Oberstufe

Die Idee der modularen Oberstufe in Österreich - eines Kurssystems, das an die US-Highschool anlehnt ist - gibt es ja schon länger, wird immer wieder angerissen, ist aber bislang noch nie realistisch überlegt worden. Im Jänner aber hat es zum ersten Mal so ausgesehen, als ob der erste Schritt dorthin kurz bevorstünde: Die ÖVP präsentiert ihr Bildungskonzept, das in diesem Punkt ziemlich progressiv ist: Durchfallen soll durch Födermaßnahmen und ein Modulsystem nur mehr "Ultima Ratio" werden, und zwar nicht nur in den Oberstufen, sondern auch in der Neuen Mittelschule.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied und der Bildungssprecher der ÖVP, Werner Amon.

APA/Robert Jaeger

Kurz darauf hat Unterrichtsministerin Claudia Schmied die (verhaltenere) SPÖ-Idee vorgestellt: Ein Kurssystem in Deutsch, Mathe und lebenden Fremdsprachen an der AHS-Oberstufe und in allen berufsbildenden mittleren und höheren Schulen. Im März treffen sich die Regierungsparteien im Ministerrat in der Mitte, seit letzter Woche steht der Gesetzesentwurf fest:
Stufenweise soll ab Herbst 2012 in den Oberstufen ein Kurssystem eingeführt werden, wer in bis zu drei Fächern durchfällt, muss diesen Stoff im nächsten Semester nachlernen.

Daraus machen mehrere Zeitungen missverständliche Schlagzeilen, die Krone fährt sogar eine ihrer berühmt-berüchtigten Kampagnen: "Aufsteigen mit bis zu drei Fünfern" titelt sie vergangenen Mittwoch, seither Artikel, besorgte Leserbriefe und Michael Jeannée schreibt einen Brief ans "Liebe Nicht genügend". Dass Aufsteigen nicht gleich Aufsteigen ist und alle Fetzen im nächsten Schuljahr ausgebessert werden müssen, erwähnt die demagogische Dampframme natürlich nicht.

Politikberater Thomas Hofer sieht einen klassischen Kommunikationsfehler. Die Regierung hätte sich nicht auf das Aufsteigen mit drei Fünfern konzentrieren sollen: "So wie es gemeint war, nämlich, dass man zwar aufsteigen kann, die Leistung aber erbringen muss, hätte das anders kommuniziert sicher nicht diese negativen Reaktionen von öffentlicher wie politischer Seite hervorgerufen."

Schülerinnen

APA/Fohringer

Denn gleichzeitig mit der Kampagne ist Kritik an den Plänen aus ÖVP-Bundesländerorganisationen gekommen und so will Werner Amon (der das Paket mitverhandelt hat) nachverhandeln und Michael Spindelegger noch einmal an den Start gehen. Unterrichtsministerin Claudia Schmied ignoriert derweil den Koalitionspartner und lässt das Gesetz in der derzeitigen Form im Nationalrat begutachten. Thomas Hofer gibt dem aber keine Chance: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man jetzt zum Verhandlungsbeginn zurückkehrt und am Ende wieder das selbe rauskommt."

Momentan schaut es nach einem weiteren Scheitern einer weiteren Reform aus. Weil SPÖ und ÖVP sich aber schon vor Beginn jeglicher Verhandlungen einig waren, wird dadurch eine neue Qualität des Scheiterns erreicht.