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David Pfister

Rasierklingen, Schokolade, Zentralnervensystem, Ananas, Narzissmus und Ausgehen.

12. 6. 2011 - 21:00

Don't ask me where 'cause I don't know

Marty McFly, Skateboards, Kurt Cobain und Friedenspfeife mit Axl Rose. Ich treffe Duff McKagan beim Nova Rock

Cover von Appetite for Destruction

Geffen Records

Marty McFly war schuld, dass ich mir so heftig ein Skateboard wünschte, bis ich eines bekam. Es war schwarz-rosa gemustert. Wäre die Evolution damals schon beim Emocore angekommen, hätte ich vielleicht Chancen bei Anna gehabt. Aber so weit war der Zeitgeist noch nicht und so versuchte ich mein ladyhaftes Skateboard mit einer braunen Lederjacke auszugleichen. Ja ja, die ganze Kombination drehte sich in Richtung Harlekin. Aber egal. Tag für Tag fuhr ich mit diesem Skateboard in das Realgymnasium Polgarstraße. Der begleitende Soundtrack im Walkman war "Appetite For Destruction" von "Guns 'n' Roses". Ein ganzes Jahr lang. Die A-Seite für die Hinfahrt, die B-Seite für die Rückfahrt. Und so hörte ich von Montag bis Samstag immer um etwa 7:45 auf der Bernoullistrasse "It's So Easy".

I see you standin' there
You think you're so cool
Why don't you just
Fuck off

Der passende Soundtrack für die dann nur passiv staffindende Rebellion gegen den Schulapparat. Verantwortlich für dieses Lied war Duff McKagan. Bei Guns 'N' Roses für den Bass abgestellt und der Punkrocker in der Band, der seine Intelligenz und Talente nur allzu gern hinter einer prolligen Sid Vicious-Fassade versteckte. Später sollte er dann heimlich fertig studierter Ökonom werden. Aber daran war damals noch nicht zu denken.

Duff McKagan Reloaded

Jeff White from Seattle, WA, USA

Inzwischen ist mein Skateboard in zwei Teile gebrochen, Duff McKagan hat sein Studium zu Ende gebracht, alle Süchte überwunden und macht nach einem Intermezzo mit der halben Roses-Reunion "Velvet Revolver" endgültig nur mehr das, was er will. Bluesigen Hardrock. Und damit wird er immer mehr zum Eric Clapton meiner Generation. Um meine Theorie noch zusätzlich zu untermauern, möchte ich auf seine soeben frisch veröffentlichte Platte verweisen - mit dem bitter-lustigen Selbstironie-Song "Cocaine". Natürlich darf man von Duff McKagan nicht erwarten, dass er das Rad neu erfindet. Aber Wurstsemmeln muss man ja auch nicht noch einmal erfinden. Sein Nova Rock-Gig war eine feiste Hardrock-Show. Im Vergleich zu Glutamat-Egomanen wie Korn oder Danzig ein bekömmliches Sommergericht. Und nach seiner Lieblingscoverversion "Attitude" von den Misfits kommt dann auch noch "It's So Easy". Und ich denke an mein Skateboard und all die unsäglichen Nachprüfungen und bin guter Dinge.

Vor seinem Auftritt habe ich Duff McKagan zum Interview getroffen - und das wurde dann zu einem kleinen Geschichtsunterricht. McKagan erzählte von seiner Versöhnung mit Axl Rose, von der Überwindung seiner Drogensüchte, von Kurt Cobain - mit dem er gemeinsam nach Seattle flog, kurz bevor sich dieser erschoss und von seiner Freundschaft mit den Manic Street Preachers. Wollen Sie diese Geschichten hören? Am Mittwoch 15. Juni feiern wir im FM4-House Of Pain ein Duff McKagan-Special.