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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

11. 5. 2011 - 16:36

The Original Rebel

Zum 30. Todestag der Reggae-Ikone: Was von Bob Marley bleibt.

Dafür, dass er posthum so ver-merchandisiert wurde, konnte Bob Marley nichts mehr. Aber es hat sein Vermächtnis für uns später Geborene doch enorm beeinträchtigt. Die größte-Hits-Sammlung "Legend" lief an vielen unpassenden Orten viel zu oft und sein Gesicht auf Postern oder T-Shirts verkam ähnlich zum Klischee, wie der Guerrillero Heroico.

Nichtsdestotrotz ist der 1945 als Nesta Robert Marley geborene Sohn eines britischen Soldaten und einer jungen Afrojamaikanerin eine der großen musikalischen Ikonen des 20. Jahrhunderts: Er verkörperte die Rebellion aufstrebender Nationen in Afrika, Südamerika, Asien und der Karibik gegen die ehemaligen Kolonialherren, den Aufstand der Besitzlosen gegen die Reichen. Verpackt waren diese Botschaften in den Downbeat des Reggae, dem er zu weltweiter Popularität verhalf - unter anderem mit sehr energiegeladenen Konzerten.

Auch der Rastafari-Glaube, eine Kombination aus den panafrikanischen Philosophien von Marcus Garvey, der Verehrung des äthiopischen Königs Haile Selassie und Versatzstücken des orthodoxen Christentums, wurde durch Bob Marley international bekannt. Bis zum Ende seines Lebens zog sich die Spiritualität als roter Faden durch sein Werk - und das, obwohl die religiös begründete Verweigerung, ein Melanom am Fuß behandeln zu lassen, seinen Krebs-Tod zumindest beschleunigen sollte.

Der Garvey'schen Idee, Nachkommen der afrikanischen Diaspora wieder auf den "Mutterkontinent" zurückzusiedeln, widmete er mit "Exodus" ein ganzes Album.

Das Album "Exodus" wurde während eines zweijähigen Aufenthalts in London aufgenommen, nachdem Marley, seine Frau Rita und sein Manager bei einem Schussattentat verletzt worden waren. Obwohl er zwei Tage später bei einem Friedenskonzert zwischen den zwei verfeindeten Parteien PNP und JLP (die in den Ghettos von Kingston hochgerüstete Gangs blutige Stellvertreterkriege austragen ließen) nur vermitteln sollte, wurde ihm scheinbar Sympathie für die PNP unterstellt - mit beinahe tragischen Folgen. Später sollte Marley bei einem erneuten Versöhnungsversuch die politischen Kontrahenten Michael Manley und Edward Seaga zu einem Shakehands auf der Bühne überreden - ein hoch-symbolischer Moment der Ruhe, der aber nur kurz währen sollte.

Seiner Heimat den Frieden zu bringen, ist Bob Marley leider nie gelungen. Hinterlassen hat er stattdessen das überlebensgroße Bild vom Reggae-Rebellen und eine Diskographie, die auch abseits der bekanntesten Momente sowohl kraftvolle Songs über das "Uprising" enthält, als auch schöne Überraschungen. Tja, und eben Batiktücher in Grün-Gelb-Rot - aber über die würde sich Bob Marley wohl selbst auch ärgern.