Erstellt am: 1. 5. 2011 - 06:33 Uhr
Plädoyer eines Nichtsnutzes
"Immer wenn ich etwas tue, an dem ich den Verdacht einer Nützlichkeit wittere, verwelkt in mir der Handlungsimpuls", sagt der Autor Rocko Schamoni und meint damit sowohl sich selbst als auch seine Romanfigur Michael Sonntag. Wobei Schamoni ständig am Tun ist und Herr Sonntag die Zeit großzügig verstreichen lässt - ohne großen Handlungsbedarf. Glaubst du, dass es im Mittelalter auch schon Burnout gegeben hat, man es nur anders nannte? Bevor mein Gedanke zu Worten wird, erzählt Schamoni von seinem neuesten Beruf: Tapezierer. Genauer gesagt: Tapetenhersteller, Tapetendesigner.

Elisabeth Scharang
Ja, das mache ihm zur Zeit so richtig Spaß. Den Hamburger Pudelclub mit selbstgebastelten Tapeten zu bekleben. Das hat Potential. Rocko Schamoni, der Musiker, der Entertainer, der Schreiber verwendet und verwurstet sich und alle Teile seines Lebens zu einem Gesamtkonzept ohne Regeln. Die Erinnerungen an eine Kindheit auf dem Dorf hat er aufgeschrieben. Die "Dorfpunks" haben sich gut verkauft, sind schließlich auf die Bühne und im Film gelandet und aus dem Musiker ist flugs ein Autor geworden. Mit seinem neuen Roman "Tag der geschlossenen Tür" tourt Rocko Schamoni in diesen Wochen durch die Lande - Österreich hat er bereits gestreift.

Elisabeth Scharang
Das FM4 Doppelzimmer Spezial mit Rocko Schamoni am 1. Mai von 13 bis 15 Uhr
Im Hotel Fürstenhof gegenüber dem Westbahnhof, in dem Schamoni wie viele KünstlerkollegInnen immer wohnt, wenn er Wien besucht, haben wir uns im leeren Frühstücksraum ausgebreitet. Rocko Schamoni erzählt über den Sarg, in dem die Toten Hosen ihre Instrumente auf dem Dach ihres Autos transportiert haben, über den Club der letzten großen Punks und über Schmalenstedt an der Ostsee. Punk ist 1975 in England ausgebrochen und 1981 in Schleswig-Holstein verebbt. "Mein Leben besteht aus zwei Teilen: aus meiner Kindheit und aus dem Rest." Der Rest begann mit selbstgebauten Waffen und mit Hardrock. "Mit der Pubertät fing es an, in mir zu regnen." Das Faible für Waffen ist geblieben. Die Musikinteressen sind in den Jahren andere Wege gegangen. Und die Traurigkeit ist zur depressiven Verstimmung geworden und wird eingearbeitet: in die Musik, in die Schriftstellerei. "Ich sauge meine Depressionen aus, nicht umgekehrt."

Elisabeth Scharang
FM4 Doppelzimmer Spezial
Rocko Schamoni über seine Liebe zu Filmmusik, über die Gründe, warum wir uns sehenden Auges in den Abgrund des Konsums werfen und die Lust, bewundert zu werden.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
artist | song | |
---|---|---|
John Lennon | One day (at a time) | |
Rocko Schamoni | Muster | |
Niels Frevert | Aufgewacht auf Sand | |
Jorge Ben | Zagueiro | |
Ringo Starr | Harry´s Song | |
Archie Bell & The Drells | There´s gonna be a showdown | |
Bilal | Love Poems | |
DJ DSL & Hubert Tubbs | I L.O.V.E. You | |
AC/DC | Thunderstruck | |
Die goldenen Zitronen | Für immer Punk | |
Paul McCartney & The Wings | Let `em in | |
The Clash | Police & Thieves | |
Rocko Schamoni | Gegen den Staat | |
RJD2 ft. Phonte Coleman | The shining path | |
Labi Siffre | It must be love | |
Inner Circle | Jah Music |