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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

29. 4. 2011 - 11:29

Worth quoting!

Der Quote Club feiert Bereicherung der queer-feministischen Partykultur in Wien. Zahlreiche bereits verloren geglaubte Bands feiern mit. If there's no dancing at the revolution I'm not coming.

Wer die ganze Musik eines Abends im Vorfeld auf sexistische, homophobe, rassistische oder sonstige unerwünschte Inhalte überprüft, der meint es ernst mit seinem Anspruch an eine politische Party. Wer seit zehn Jahren ohne Pause einmal im Monat Partys schmeißt, auf denen die Musik, das Publikum und die Stimmung ebenso bunt wie aufgeschlossen sind, und wem zu Ehren sich zum runden Geburtstag fünf Bands re-formieren, die es eigentlich nicht mehr gibt, der hat mehr als nur einiges richtig gemacht.

Club Quote Flyer

Club Quote, Lisa Max, nic.

Den flyergewordenen Club Quote muss man einfach mögen. Beim genauen Hinschauen entdeckte man auch hier immer feine politische Details: "Uneindeutige" Figuren in "uneindeutigen" Posen etwa.

Zehn Jahre Club Quote also. Das heißt etwa 120 Abende mit queer-feministischem Anspruch an wechselnden Orten: vom Fluc bis Marea Alta oder Wirr, inklusive Konzerten, Verkleidungsmottos (dress as your favourite feminist idol, game characters, bad hair day, etc.), Luftbandcontest, Chorwettsingen und so weiter. Manche von ihnen waren auch einfach nur Partys mit guter Musik, auf denen sich jede und jeder wohl fühlen konnte. Glitzer-Glamour und Rock, Bier und Cocktails, Jeans, Röckchen, Krawatte oder "express yourself".

Gegründet wurde die Quote von einem anfangs rein feministisch motivierten Kollektiv. Der hohe Männeranteil hinter den Plattentellern Wiens war ein Grund dafür, die zweifelhafte Qualität der Musik in einschlägigen Lokalen ein anderer.

Club Quote Flyer

Club Quote, Lisa Max, nic.

Die Flyer wurden von Lisa Max und nic. handgezeichnet.

"Wir haben uns absichtlich dafür entschieden, diese zu verlassen und neue Räume für uns zu erobern, auch wenn dies vor allem am Anfang einiges an Konfliktpotential geborgen hat," erklärt Eva Trimmel, eine der heutigen 13 Mitgliedern des Kollektivs. Dieses hat mittlerweile sich selbst und seine Partys um den "queer"-Aspekt erweitert. Heute schickt es sich für einen Club geradezu, auch eine Nacht auf dem Programm zu haben, die mit der Regenbogenfahne lockt. Auch wenn die Motivation dahinter nicht immer eine rein idealistische sein mag, so hat der Quote Club zu der vergrößerten Toleranz gegenüber der queeren Community im Wiener Nachtleben einen wichtigen Beitrag geleistet.

Mit Pauken und Trompeten

Mit einem Paukenschlag begeht die Quote am kommenden Samstag also ihren ersten zweistelligen Geburtstag. Gleichzeitig legt sie danach eine Zeit lang die wundgetanzten Füße hoch und ruht sich von den regelmäßigen monatlichen Veranstaltungen ein wenig aus. Was natürlich nicht heißt, dass sie gänzlich von der Bildfläche verschwinden wird.

Zehn Jahre Club Quote: Samstag, 30.04.2011 im brut. Mit Holly May, Bonanza Jellybean, Skizze, First Receiver, dem Malmoe-Chor und den Quote Allstars.

Ebenso taten es jene fünf Bands, die für diesen einen Abend wieder zusammenfinden. Bands, für die und die für die Quote im Lauf der Jahre wichtig war(en). Zum Beispiel die wunderbaren Holly May, die wir noch immer vermissen, von deren Pop-Fragilität uns jedoch immerhin ein Teil in Form von Lonely Drifter Karen, ihrer früheren Gitarristin und Sängerin, erhalten geblieben ist. Max und Ina Freudenschuss beleben ihr Technopop-Projekt Skizze wieder, Bonanza Jellybean lassen ihren melodramatischen Country-Pop noch einmal erklingen und auch der wettsingen-erprobte Malmoe-Chor bringt der Quote ein Ständchen. There will be dancing at the recolution!