Erstellt am: 26. 4. 2011 - 17:15 Uhr
Von Biestern, Buben und Booten
Das ganze Album zum Durchhören und eigene Meinung bilden...
Es war vor fast zwei Jahren in der schönen deutschen Ex-Medienhauptstadt Köln. Völlig entgegen dem Trend, solcherlei Dinge im großen Berlin abzuhalten (oder vielleicht als Zugeständnis an die nahegelegenen Benelux-Länder) hatten die Beastie Boys zu Interview und Listening Session in ein unauffälliges Kettenhotel geladen.
Es war die große Zeit der Musikindustrie-Paranoia: Wir hörten das brandneue Album "Hot Sauce Committee Part 1" auf präparierten MP3-Playern unter Bewachung zum allerersten Mal, bevor wir MCA, AdRock, Mike D und MCA zur launigen Plauderei trafen. Sie offerierten Whisky und sprachen viel lieber über absurde Aufnahmen an Bord von Paul Allens Monsteryacht (bzw. U-Boot) oder die bionischen Furze von Lee Majors als über langweilige Dinge wie den Arbeitsprozess oder Klang der Platte.
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Dass diese ziemlich experimentell ausgefallen war, erklärten die drei Mittvierziger damit, dass sie ohnehin von Karriereanfang an immer nur ein wichtiges Motto hatten: Sich zusammensetzen und dummen Scheiß machen. Insofern waren diesmal nur ein paar krachige Synthesizer mehr im Spiel und das Echoplex stand zu nah am Mischpult. Herausgekommen ist dabei eine gut anzuhörende, elektronisch verstärkte, punkige Rap-Platte, die wohl noch mehr überrascht hätte, wenn nicht die altbekannten, schnell abgewechselten Vierzeiler von Mike D, AdRock und MCA drübergerufen worden wären.

EMI
Nur kurz nach unserem Interviewtreffen wurde MCA alias Adam Yauch mit einer Diagnose die vergleichsweise Unwichtigkeit von Promo-Touren und Live-Konzerten in Erinnerung gerufen: Krebs an Ohrspeicheldrüse und Lymphknoten. Die Platte und die zugehörige Tour wurden auf unbestimmt verschoben, und irgendwann hatten wir auch schon fast wieder darauf vergessen...

EMI
Bis kürzlich die Ankündigung für "Hot Sauce Committee Part 2" in die Inboxen flatterte und damit kurz Verwirrung auslöste: War das jetzt eine ganz neue Platte oder ein "nur" ein Remix der alten? Eher zweites. Drei Songs mussten weg, zwei neue kamen dazu, das Tracklisting wurde ein wenig verändert und der eine oder andere Song etwas überarbeitet - im Prinzip ist das aber die selbe Platte wie "Part 1".
Das soll aber nicht weiter stören, ist es doch weiterhin ein interessanter Schritt in der Beastie Boys Entwicklung. Einer Entwicklung, der wir gerne noch länger folgen werden. Auch wenn MCA die Berichte über seine vollständige Genesung als übertrieben bezeichnet...