Erstellt am: 17. 4. 2011 - 16:31 Uhr
Song Zum Sonntag: Sir Tralala
"Bound" kann man zu vielem sein, an vieles sein und auch an dessen Gegenteil: Wer bound to stay ist, kann nicht weg, wer bound to go ist, muss es, homeward bound ist auf dem Heimweg, bound for the road ist nur der ewig Reisende, der ständig von zuhause weg geht, outward bound.
Man ist gebunden an die Erde (was auch "phantasielos" heißt) oder z.B. an Übersee oder Rotterdam (was dann heißt, dass man dafür bestimmt ist, Fracht etwa, also erst auf dem Weg dorthin ist). Die Eisenbahn ist an die Schienen gebunden, die Verliebten sind spell-bound und die Moralischen sind duty-bound, und wer sagt, dass etwas "bound to be" sei, kann das nur vermuten, aber es ist zumindest sehr wahrscheinlich.
Sir Tralala erinnert uns, dass wir gebunden sind: An Mütter und Väter und Kinder, an Freiheit und Straßen, an unsere Körper und an die Zukunft - und an unsere Feinde, die wiederum an uns gebunden sind, "mutual bound" ... Und wir alle sind bound, im Sinne von bestimmt, Jemanden zu finden - außer wir sind von der Tatsache all dieser Bindungen so von der Angst gelähmt, wir könnten uns an das ganze Spiel noch mehr binden und dann noch gebundener sein.
- Der Song zum Sonntag auf FM4
Über Sir Tralala macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Bound To Be stammt vom Soundtrack zum Film "Die Vaterlosen", der heuer den großen Preis der Diagonale abgeräumt hat, und für den der Kärntner Musiker David Hebenstreit aka Sir Tralala die Musik geschrieben hat.
Trotzdem gibt es Möglichkeiten und die einfachen Lösungen sind sehr oft gut, das muss auch mal wer sagen: Wenn du nicht willst, dass deine Kleidung schmutzig ist, dann wasche sie. Wenn du deinen Schmerz loswerden willst, dann füttere ihn nicht auch noch dauernd. Wenn du nicht weißt, was richtig oder falsch ist, find es halt raus. Wenn du mal herausgefunden hast, wie etwas geht, bleib dabei.
Und: Wenn du ein Herz gefunden hast, das du festhalten willst, tu es einfach, kümmer dich darum, dass es nicht zerbricht, halte es warm und lass es nicht im Stich.
Das ist alles so berührend und schlau, weise und brüchig,
überlegt und voll ausbrechendem Gefühl zugleich, so innig am Rand der Stimmüberschlagung gesungen, so elegant steigernd, so grandios von Sixties Percussion und wundervollen Streichern getragen, dass mir nur mehr der Himmel einfällt, für den diese schönste und begeisterungswürdigste österreichische Indie-Single seit sehr langer Zeit bound ist.