Erstellt am: 15. 2. 2011 - 13:24 Uhr
Patchworkmusic aus Chicago
Maps and Atlases sind morgen, 16.2. in FM4 Connected (15-19) zu Gast und spielen eine Live-Session!
Ich weiß, ich lebe in meiner eigenen, kleinen Blase. Sie ist bis zum Rand mit Musik gefüllt, dir mir wichtig ist. Vom schlichten "es gefällt mir" bis zum persönlichen Anliegen und anschließenden Missionieren meines Umfelds schaffen es nicht alle Platten und Bands. Aber die Chicagoer Ausnahmemannen von Maps & Atlases sollten definitiv über die schmale Wahrnehmungsgrenze des Popbusiness gehievt werden. Auch wenn es nur für kurze Zeit ist, denn machen wir uns nichts vor: Wenn selbst eine Band wie Arcade Fire nach ihrem Grammy-Gewinn eine Flut an "Who The F++ck are they"-Meldungen auslöst, dann ist die Breitenwirkung des Alternative Mainstreams doch dünner, als angenommen.
Aber lieber ein Sturm im Wasserglas, als eine Flaute im Whirlpool. Also schlag ich hier ein paar Wellen für eine Band, die sich in dem lärmigsten Teil ihrer Heimatstadt im Proberaum verschanzt und ihre komplexe, experimentelle Musik nach und nach mit reichhaltigem Popfutter aufgefettet hat.

Maps & Atlases
Its fun to experiment
Von Anbeginn ging es den Musikern Erin Elders, Shiraz Dada, Chris Hainey und Dave Davison darum, zu experimentieren. Daraus erhielt das Quartett nicht nur seine Inspiration, sondern vor allem auch seinen Spaß, Songs zu machen, die neu und frisch sind, die nicht abgegriffene Akkordfolgen oder Strukturen bemühen, die sich beim ersten Hören durch ihr vertracktes Arrangement entziehen, die Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, um durch das dichte Geflecht von Gitarrenlinien und Pecussions zu dringen und den über allem liegenden Harmoniebogen zu erkennen. Vor allem durchh die EPs "Tree, Swallows, Houses" und "You and Me and the Mountain" wurden Maps & Atlases mit dem seltsamen Genre Math Rock in Verbindung gebracht, wie Gitarrist Dave Davison meint.
"Die Bezeichnung Math Rock meint, dass es sich um Musik handelt, die viele verschiedene Rhythmiken und Tempi beinhaltet. Meist ist das Etikett auch auf die technischen Fertigkeiten bezogen. Das ist auch okay, für mich klingt der Begriff jedoch sehr nach Kalkulation, nach mathematischem Berechnen von Musik. Und das trifft bei uns definitiv nicht zu."
Vor allem, wenn man sich das Werk "Perch Patchwork" anhört. Darauf sprudeln zwar exotische Rhythmen und schnell gespielte Gitarrenlinien schlängeln sich um die außergewöhnlichen Songstrukturen, aber Maps & Atlases schaffen es trotzdem, immer zugänglich zu bleiben und mit einem potentiellen Hit wie "Solid Ground" auch tiefe Emotionen zu regen.
Its fun to see them live
Aber nicht nur dieser wundervolle Song macht das Maps & Atlases-Debüt zu einem sprühenden, herausragenden Album. Die zweite Single "Living Decorations" verzaubert durch ihren treibenden Beat, geht gleich mit mit Sekunde vier in die Vollen, wobei Dave Davisons Stimme sehr stark an TV On The Radios Tunde Adebimpe erinnert. Die unglaubliche Handfertigkeit von Dave erschließt sich bei dem knappen, Afro-beat angehauchten "Pigeon" und blitzt auch in dem berührenden "Israeli Caves" auf. Gerade auf der Bühne werden Maps & Atlases nicht nur ihr Können unter Beweis stellen, sondern durch ihre Spielfreude und poppigen Mitsingelemente einen zauberhaften Konzertabend bieten. Und wer mir jetzt immer noch nicht glaubt, soll sich einfach dieses spontan entstandene Video von "The Ongoing Horrible" anschauen. Dann weiß mann, dass das Wiener B72 am Mittwoch 16. Feburar einen magischen Abend bereit hält.