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Barbara Köppel

Durch den Dschungel auf die Bühne des Lebens.

5. 11. 2010 - 16:12

PoliPedia.at

Ein Online-Lexikon für politische Bildung - von und für Jugendliche.

Seit Mittwoch bis inklusive heute (3.-5. November 2010) läuft das 2. Deutschsprachige Jugendforum in Wien. Es ist Teil des EU-Förderprogramms Jugend in Aktion, und alle dort stattfindenden Workshops und Diskussionen stehen unter dem Motto "Teilhabe - Bildung - Inklusion". Ironischerweise nehmen an diesem Jugendforum - wie oft bei Veranstaltungen, die besonders jugendaffin tun - gar nicht so viele Jugendliche teil. Die meisten TeilnehmerInnen kommen nämlich aus der politischen Verwaltung, Bildungsinstitutionen oder aus der Jugendarbeit.

Sei's drum. Denn immerhin werden beim Jugendforum trotzdem Projekte vorgestellt, die nicht nur für sondern auch von Jugendlichen gemacht sind.
Wie zum Beispiel PoliPedia, ein Online-Lexikon zu den Themen Demokratie - Politik - Partizipation.

Polipedia Online-Header

Petra Mayrhofer / Stefan Huber - http://polipedia.at

Die Plattform funktioniert im Prinzip wie ihr großer Bruder Wikipedia. Alle Artikel werden von den UserInnen gemeinsam verfasst und gegebenenfalls ausgebessert und erweitert. Die Qualität und Richtigkeit der Informationen reguliert sich im Idealfall durch die UserInnen selbst, zur Sicherheit werden die Einträge allerdings von sogenannten PoweruserInnen gegengelesen.

Der große Unterschied besteht schließlich darin, dass auf Polipedia nur Jugendliche schreiben, und das ausschließlich zu politischen Themen. Einträge wie z.B. "Demokratie", "Jugendpolitik" oder "Wahlrecht" sind allerdings schon längst im allgemeinen Wikipedia erklärt. Was kann Polipedia also besser als die bereits etablierte Online-Enzyklopädie?

"Bei uns gibt's Sachen, die man auf Wikipedia nicht findet", erklärt Georg Heller, Philosophiestudent an der Uni Wien und PoliPedia-Poweruser. "Wir bemühen uns um eine verständliche Sprache, und haben z.B. zu den Landtagswahlen in Wien und der Steiermark Schwerpunkte gemacht, mit Interviews und Infos zum Wahlprogramm und Biografien der SpitzenkandidatInnen."

Zusätzlich ist die von PoliPedia verwendete TikiWiki-Software um einige Funktionen reicher. Die UserInnen können ihre eigenen Profile erstellen, bloggen sowie Audiofiles und Videos online stellen. Tools, die die Plattform aber ruhig noch ausgiebiger nutzen und prominenter platzieren könnte.

Ohne Beteiligung keine Demokratie

Durch die Arbeit am Online-Portal sollen die Jugendlichen selbst erfahren, was es bedeutet, sich an politischen Prozessen zu beteiligen und wie Information entsteht. "Wir arbeiten nach dem so genannten Prosument-Prinzip", erklärt Petra Mayrhofer vom Demokratiezentrum Wien. "Das heißt man ist Produzent und Konsument zugleich. Man kann die Inhalte lesen und schreiben. Durch diese Doppelrolle wird man mit den Themen ganz anders konfrontiert. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob ich eine politische Information, z.B. zur Wiener Wahl, nur schnell überfliege, oder ob ich mich hinsetze und überlege, was mich daran interessiert, was ich wissen möchte und was vielleicht auch für andere interessant sein könnte. Zusätzlich kann ich mich mit der Community austauschen und vielleicht sogar eine eigene Initiative starten."

Gut Ding will aber Weile haben, denn bis jetzt wird Polipedia hauptsächlich zur politischen Bildung in Schulen verwendet. Das neueste Thema im Forum soll Jugendliche aber auch außerhalb des Unterrichts ansprechen: Die UserInnen verhandeln nämlich eine neue, jugendgerechte Version der österreichischen Verfassung, und überlegen sich, welche Artikel darin noch brauchbar und zeitgemäß sind, und welche nicht.

Vielleicht hilft das ja dabei, zum nächsten EU-Jugendforum ein paar Jugendliche mehr zu locken.