Erstellt am: 19. 9. 2010 - 15:41 Uhr
Machen wir uns stark für eh alles
Die Aufmerksamkeitsmaschine ist zum ersten Mal im Juni bei einer Pressekonferenz angekurbelt worden. In den letzten zwei Wochen dann intensiv mit Mails der beteiligten Organisationen SOS-Mitmensch, dem Integrationshaus und M-Media. So richtig schlau ist daraus aber niemand geworden. "Machen wir uns stark - Für eine gerechte Verteilung des Wohlstands, eine mutige Bildungspolitik, sowie einen Kurswechsel in der Asyl- und Fremdenpolitk" ist der wohl längste Titel der Demogeschichte, er ist sperrig und er ist schwammig. Diese Forderungen kann jede einzelne österreichische Partei genau so in ihr Programm schreiben.
Michael Fiedler Radio FM4
Natürlich geht aus dem Kontext hervor, dass die geforderten Kurswechsel auf allen Ebenen nach links ziehen sollen. Aber wohin genau und wie, diese Antworten ist die Veranstaltung schuldig geblieben. Die Rednerinnen und Redner haben brav gesagt, wie blöd sie es finden, dass Gutmensch ein Schimpfwort sein soll, dass wir Flüchtlinge besser behandeln sollen, dass es mehr Geld für Bildung braucht und dass die Verteilungsungerechtigkeit für schlechtere Lebensbedingungen sorgt. Konkrete Lösungsvorschläge habe ich dort ebenso wenig gehört, wie von den angesichts der Budgetlücken ratlosen Ministerinnen und Ministern.
Michael Fiedler Radio FM4
Womit wir gleich beim nächsten Problem von "Machen wir uns stark" sind: Der Grund, warum die Veranstaltung stattgefunden hat ist, Trommelwirbel, um in der Zeit bis zu den heuer verspäteten Budgetverhandlungen Druck auf die Regierung zu machen. Es mag tragisch sein, aber das ist kein Anlaß. Deshalb geht kaum jemand auf eine Demo. Schon die VeranstalterInnen von Genug ist genug, der Demonstration gegen die Abschiebung von Arigona Zogaj, hatten ein Mobilisierungsproblem. Und das, obwohl es sich dabei um eine ganz konkrete Forderung gehandelt hat, der noch wenige Monate vorher die Mehrheit der Bevölkerung vehement zugestimmt hätte und obwohl die Abschiebung unmittelbar bevorgestanden hat.
Michael Fiedler Radio Fm4
Dabei haben die Studierenden vergangenen Herbst gezeigt, wie man Proteste heute aufzieht: Mit einer Vielzahl an Aktionen, einer dauernden Penetration der Öffentlichkeit, mit konkreten Forderungen, mit interessanten Konzepten. Mit dem Aufwand und mit der Vielzahl an Themen, die bei "Machen wir uns stark"zusammengewürfelt waren, hätten die veranstaltenden NGOs den ganzen Herbst über laufend Aktionen durchführen können, die insgesamt mehr Awareness generiert hätten, als diese einmalige Verpuffung. Dass die Veranstaltung aus fadenscheinigen Gründen nicht am Heldenplatz stattfinden hat können, war ein guter Grund für eine weitere Pressemeldung, letztlich aber ein Glück. Die DemonstrantInnen hätten sich in der Weite des Heldenplatzes verloren.
Michael Fiedler Radio FM4
So haben sich die nicht mehr als 2.500 Menschen vor dem Heldentor am Ring getroffen. Leute, die eine Vielzahl an Problemen mit den Regierungen und der Regierungsarbeit der letzten Jahrzehnte haben. Sie haben ein paar Bier getrunken, miteinander geplaudert, die Rednerinnen und Redner auf der Bühne mehr oder weniger ignoriert und an den richtigen Stellen geklatscht. Sie haben den auftretenden Bands zugehört und irgendwann sind sie gegangen.
"Was kann so eine Kundgebung leisten, man kann damit ja nicht die Welt verändern." hat Mitorganisator Philipp Sonderegger am Tag davor im FM4-Interview gesagt. Man könnte. Aber das da war weniger als die Summe der einzelnen Teile.