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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

8. 9. 2010 - 10:41

Was im Content alles drin ist!

Games, Apps und Animations kommen aus den USA. Aus Österreich gibt's da nix. Oder? Der Content Award Vienna belehrt uns eines Besseren.

Im Laufe der Jahre hat sich auch in Österreich eine Szene von Medienschaffenden entwickelt, die nicht von schlechten Eltern ist. Um den Games-, Apps- und Animation-Produzenten auch die öffentliche Aufmerksamkeit und Plattform zu ermöglichen, die sie verdient haben, hat die Stadt Wien den Content Award letztes Jahr ins Leben gerufen. Gestern, erst einen zarten Lenz alt, gab sich die Veranstaltung bereits sehr souverän. 201 Projekte wurden eingereicht, davon 18 nominiert.

Im Vorfeld der Preisverleihung fand dieses Jahr zusätzlich eine Content Award Conference statt,die sich mit diversen Fragen und Problematiken der Medienbranche beschäftigte. Themenfelder, die behandelt wurden, waren Free-to-Play Onlinegames, 8-Bit Musik oder die Entwicklung von Figuren bei Pixar. Unter den Vortragenden waren Karoline Simonitsch (Expertin für New Media), Robert Glashüttner oder William Sheffler (Technical Director, Pixar Animation). Im Laufe der Konferenz ging es einmal um "Kreativität", dann wieder um "Monetarisierung" oder "Vermarktungsstrategien", dann wieder um "Innovation". Je näher die Content Award Verleihung rückte, desto weiter entzog sich mir die eigentliche Bedeutung des allzitierten Contents.

content award konferenz

Conny Lee

Podiumsdiskussion: Trends und Geschäftsmodelle der Gamesbranche

Content, so klären mich die allwissenden Geschwister Google und Wikipedia auf, ist ein Anglizismus der seit Mitte der 1990er Jahre bei uns gebraucht wird und bezeichnet Medieninhalte. Danke, jetzt weiß ich so viel wie zuvor – wieder einmal. Ich frage lieber direkt nach, bei den Teilnehmern der Conference, den Jury-Mitgliedern, den Nominierten.

Was ist Content?

grobkörniges siegerphoto

Conny Lee

Valentin Ortner, Florian Juri und Andreas Atteneder von "Zerebrale Dichotomie"

Die Antworten sind so vielfältig wie die Medieninhalte selbst. Es gehe darum, kreative Ideen umzusetzen, innovativ zu sein, hohe technische Qualität zu erreichen, Ausdrucksformen zu kombinieren. Ein ganz schönes Wunderwuzi, dieser Content. Vielleicht lässt sich der Begriff anhand von Beispielen verstehen.

Der absolute Abräumer des diesjährigen Content Awards war das Team um Florian Juri. Mit ihrem Kurzfilm "Zerebrale Dichotomie" staubten sie gleich drei Preise ab. In Form einer humorvollen Allegorie wird gezeigt, was in unserem Gehirn passiert, wenn wir uns zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden müssen.

zerebrale dichotomie screenshot

Florian Juri

Ein Froschdings und ein Storchdings streiten sich in unserem Gehirn - so veranschaulicht "Zerebrale Dichotomie" den Entscheidungsprozess.

Beinahe ein Jahr lang arbeiteten die FH-Studenten neben ihrem Studium an der Animation. Tagsüber FH, nachts "Zerebrale Dichotomie", dazwischen Rendern. Aber die Mühe hat sich gelohnt, denn auf dem Content Award wurden sie reichlich mit Anerkennung überschüttet.

jörg piringer

Conny Lee

Jörg Piringer

"Abcdefghijklmnopqrstuvwxyz for iPhone"

heißt die mobile Applikation von Entwickler Jörg Piringer, der dafür auch einen Content Award mit nach Hause nehmen durfte. Der Name ist zwar etwas sperrig, die Applikation dafür umso einfacher zu bedienen. Buchstaben lassen sich vom Rand des Displays ins Mittelfeld ziehen, wo sie plötzlich auf physikalische Kräfte zu reagieren scheinen oder miteinander interagieren.

Die Bewegungen der Buchstaben werden beeinflusst von Ideen aus der Physik (Newtonsche Mechanik), der Verhaltensforschung (Schwarmverhalten) und der Chemie (Kristallwachstum). Zusätzlich entsteht eine auf die Buchstaben bezogene Soundkulisse. Der User kann lenken und eingreifen oder beobachten und lauschen. Für diese mobile App wurde Piringer kürzlich auch auf der Ars Electronica ausgezeichnet.

abc usw

Jörg Piringer

Dies sind nur zwei Beispiele aus einer Menge interessanter und spannender Projekte von österreichischen Medienschaffenden. Die Gewinner wurden mit dem gläsernen Award und einem Preisgeld belohnt.

Aber reichen ein Glasblock und etwas Geld aus, um die österreichische Medienlandschaft auf Erfolgskurs zu schicken? Bestimmt nicht. Die mediale Aufmerksamkeit allerdings, die der Content Award bietet und die Vernetzungsmöglichkeiten innerhalb der Branche - das plus Glasblock und Geld, das ist doch schonmal was.