Erstellt am: 29. 8. 2010 - 16:47 Uhr
Gürtelnightwalk XIII
Von Katharina Seidler und Lina Simon
Seit dreizehn Jahren öffnen zahlreiche Lokale entlang des Gürtels zwischen Alserstraße und Urban-Loritz-Platz im August ihre Pforten noch ein Stück weiter als sonst und stellen sich und die in ihnen beheimatete Musik- und Kulturszene einem breiten Publikum vor. Eine ganze Nacht lang, bei freiem Eintritt.

Katharina Seidler
Bernhard Fleischmanns wundersame Klangcollagen schweben geradezu über die Dachterrasse der Wiener Hauptbücherei, als um 18.00 der dreizehnte Gürtelnightwalk eröffnet wird. Bei Sonnenuntergang kommen die nicht minder reizvollen elektronischen Kraut-, Postrock- und Disco-Verschmelzungen von Villalog hinzu, welche einem die frühherbstliche Kühle des Abends gerne für einen Moment vergessen lassen.

Lina Simon
Gar wundersames Getier tummelt sich an diesem Samstag am Gürtel. Hier handelt es sich um das wahrscheinlich einzige Exemplar der bisher unbekannten Spezies des Wiener Gürteltiers aus der Familie der Wappentiere. Man hört, dass es sich auch in Hinkunft an diesem einzigen Tag im Jahr, zur Feier des Anlasses, der Weltöffentlichkeit zeigen wird. Laut Gemeinderat und Veranstalter Kurt Stürzenbecher eigentlich einer alten Wiener Legende entsprungen, stellt es sich selbst von nun an als offizielles Gesicht des Gürtelnightwalks zur Verfügung.

Lina Simon

Katharina Seidler
Im Stammbuch befindet sich Nino in prominenter Gesellschaft. Ein Rätsel: Im Vorfeld welches für Wien durchaus sehr relevanten Ereignisses findet der Gürtelnightwalk diesmal zufällig statt? Schau genau!
Tumido und BulBul entfesseln auf der Open-Air-Bühne vor dem Rhiz sowohl einzeln als auch in kongenialer Symbiose wie gewohnt Brachialgewalten. Die in minutiöser Kleinstarbeit erschaffenen Drone-Wände werden vor den Zuschauermassen (da war kein Durchkommen mehr, weder physisch noch akustisch) lustvoll dekonstruiert.
Die Indie-Popper Freud, die die Open-Air-Stage des Chelsea, wie wir hören unter großem Applaus, mit ihrem Konzert beschließen, gehören ebenso wie Velojet auf der Bühne des B72 zu den alten Hasen des Gürtelnightwalk. Dementsprechend groß war auch die Fangemeinde, die ihretwegen an den Gürtel pilgert. Sie sollten nicht enttäuscht werden. Velojet müssen zwar aufgrund von Platzmangel auf der Bühne ihre neuerdings durch Streicher angereicherten Ohrwürmer ohne ebenjene vortragen, was ihrer klanglichen Präsenz und Druckkraft aber keinen Abbruch tut.

Lina Simon
Man wartet auch auf eine ganz andere Band. M185 vereinen in ihrer Musik so ungefähr alles Schöne, was die Musikgeschichte der letzten zwanzig Jahre hervorgebracht hat. Eine unglaubliche Mischung aus Post-Rock-, Elektronik- und Indie-Ästhetiken, die unter einem luftigen Popmantel derart stimmig zusammenspielen, als wären diese Songs schon immer der ihnen angestammte Platz. Jubel und Heiterkeit gibt es dafür im neueröffneten Kulturzentrum Das Werk.

Katharina Seidler
Wir freuen uns schon jetzt auf Gürtelnightwalk Part XIV.