Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Depressionen eines Abends"

Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

1. 8. 2010 - 12:19

Depressionen eines Abends

Tag drei beim FM4-Wochenende am Poolbar Festival. Der perfekte Auftritt, die Klara-Frage und jede Menge Bilder.

Alle Fotos von Darko Todorovic

Fast schwermütig beginnt dieser letzte Tag des FM4-Wochenendes. Morgen soll alles schon wieder vorbei sein? Wir müssen das freundliche Feldkirch verlassen? Zurück in die große Stadt? Das klingt nicht verlockend. Aber vorher gibt es ja noch einen Abend, noch dazu einen sehr vollen. Der Nino hat sich angesagt, Ja, Panik und The Heavy. Aber weil zumindest die ersten beiden Bands nicht unbedingt die fröhlichste Musik machen, wird unser Schwermut über den Abend getragen. Und das war großartig.

Darko Todorovic

nino mit verklärtem blick

Darko Todorovic

Der Nino will nicht verstanden werden. Das macht ihn und seinen Auftritt in der Poolbar aber auch so sympathisch. Er bricht Holidays gleich wieder ab, singt verklärt über die Zuhörerinnen hinweg, kniet auf der Bühne, macht zwischen den Liedern auch mal längere Pausen, in denen er sein Bier sucht oder sich eine neue Zigarette anzündet. Dann wieder mischt er Karten - warum auch immer. Und auch wenn es nicht so gemeint ist, klingt es vorwurfsvoll, wenn Nino singt "Ihr wisst gar nicht, wie viele Leute mich fragen, ob es die Clara wirklich gibt."

Auf diese Frage kriegt man aber keine Antwort. Die Menge ist gespalten, aber die, die sich darauf einlassen, sind begeistert: "Es geht immer ums Vollenden. Und die Superbowl. Wahnsinn!"

Darko Todorovic

Was sieht dieser junge Mann im Narrenkastl?

Darko Todorovic

Ja, Panik beschreiben im Interview ihre Vorstellung vom perfekten Konzert: "Das ideale Konzert ist sehr kurz, man sitzt, das Publikum ist sehr aufmerksam und klatscht am Schluss." Tja, das war dann wohl nichts. Bei einem Stehkonzert eine gute Stunde das Gaspedal der Popzitate bis zum Anschlag gedrückt. Es wird auch mal brav mitgesungen, aber wenigstens wild geklatscht. Mit seltener Inbrunst geben die Damen mit den schweren Augen ihren Backgroundgesang zum Besten. Schwingen die Hüftknochen, dass Adam Green sich noch etwas abschauen kann. Und ganz am Ende gibt es dann noch eine nette Gospel-Einlage mit Bekreuzigungen, Predigt-Rap und wilden Piano-Slides. "Sie sind sehr leidenschaftlich." beschreibt es eine Zuhörerin, "Und man nimmt ihnen die Leidenschaft auch ab." Word.

Ja, Panik vor gebanntem Publikum

Darko Todorovic

Ja, Panik Sänger Andreas Spechtl

Darko Todorovic

Ach, verdammt.

Darko Todorovic

Lisa Rümmele lauscht andächtig dem Getose von The Heavy: Die Band aus England ist an diesem Abend als Headliner angekündigt und ihr Sound ist vor allem eines: Laut. Musikalisch gibt es bei diesem Auftritt kaum Überraschungen, es ist eine Band wie viele andere. Dafür aber kraftvoll, energiegeladen, mit viel Nähe zum Publikum. Die Leute im Saal danken das genauso energiegeladen und brüllen bereitwillig "Yeah", wenn Sänger Kelvin Swaby mit ihnen spricht. Sänger Kelvin Swaby wagt bei der Zugabe auch noch einen klassichen Stagedive und am Ende lädt er seine Fans sogar auf eine Tasse Tee ins Hotel ein. Eine durchaus sympathische Band, wenn auch nicht das Highlight des Abends.

Publikum

Darko Todorovic

Bei Coverversionen von The Kinks ist gut mitsingen

Nach drei Tagen Poolbar-Festival lassen wir das Geschehene auf der Terasse beim Alten Hallenbad ausklingen. Bei Sonne, Kaffee und mit John Megill am Plattenspieler lassen wir den Sonntag entspannt gewähren. Schön war's. Wir kommen wieder.