Erstellt am: 31. 7. 2010 - 13:17 Uhr
Elektroenzephalographie
Mächtig erhebt sich der Arlberg im Osten und macht seinen Job (im Gegensatz zu gestern): Er hält die Regenwolken davon ab, übers Ländle hereinzubrechen. Deshalb heute strahlend blauer Himmel, bevölkerte Wiesen, Schleckeis. Wir verlegen kurzerhand die FM4-Außenstelle auf die schicken Holzmöbeln vor der Poolbar, schnipseln Aufnahmen von gestern und warten auf die Stars des Abends: Ogris Debris und Dorian Concept. Heinz Reich hat die Elektrobastler zu einem La Boum de Luxe geladen und sie sind gekommen.

Michael Fiedler Radio FM4
Das Poolbar-Festival in Feldkirch
- Tag 1: Hip Hop im Hallenbad
- Tag 2: Elektroenzephalographie
- Tag 3: Depressionen eines Abends
Ganz klar ist uns aber auch nicht, was uns erwartet. Ogris Debris sind natürlich durch ihren Ohrwurm Miezekatze bekannt, wie sich ihr Liveset anhören wird, ist aber nicht einschätzbar. Aber Heinz Reich klärt uns auf: "Als Logo haben sie einen Teppichklopfer und das ist eine gute Metapher, wie sie mit Sound umgehen - Also die wird wirklich aufs Publikum geschmissen. Sie kommen auch aus einer verkopften Ecke. Das klingt gleich immer langweilig, aber ihre Experimente funktionieren extrem gut auf der Tanzfläche." Stimmt alles. Anfangs stehen die Leute lieber draußen in der lauen Sommernacht, als drinnen im Pool. Wir überlegen uns kurz, ob wir die Menschen einfach reinschieben sollen - müssen wir aber gar nicht. Der immer lauter werdende Bass regelt das schon wenig später ganz von alleine.

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Ähnlich ist es mit der Einschätzbarkeit bei Dorian Concept. Einerseits sind da seine heftigen Soundmaschinenmalträtierungsvideos, andererseits hat er aber eine eher ruhige, fast unter "ernste Musik" einzuordnende Studio2 Session gespielt und sagt auch, dass seine Auftritte immer anders und nie wie auf Platte klingen würden.
"Der Oliver ist ein kleiner Johann Sebastian Bach," sagt Gregor von Ogris Debris und bestätigt damit den Eindruck des klassischen Charakters seiner Musik. "Er beherrscht die Kunst der Improvisation, der Reharmonisierung und der Live-Interpretation perfekt. Er ist ein Keyboard-Genie."
Eins ist sicher, als Dorian Concept sein mit Ketten gesichertes Tonpult bearbeitet: Eine ruhige Session wird das nicht. Faszinierend ist nicht nur der Sound, sondern auch die Optik: Der große dünne Dorian Concept steht gebeugt über dem scheinbar viel zu tief hängenden Pult und bewegt den Oberkörper rhythmisch auf und ab. Wie Flat Eric von Mr. Oizo. Ein schweizer Gast bringt es ganz gut auf den Punkt: "Es ist wie bei einem SBB-Stellwerk. Es schaut aus, als würde er so riesen Hebel nach links und rechts bewegen. Der goht andrscht ab." Und wie bei jedem guten Konzert, schaut man nach Ende verwundert auf die Uhr. Schon vorbei?

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Keine Sorge, heute geht es eh noch einmal richtig los: Der Nino aus Wien vor Ja, Panik vor The Heavy. Diesmal leider nicht live im Radio sondern nur live in der Poolbar.