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FM4 Redakteurin Lisa Rümmele

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Lisa Rümmele

20. 7. 2010 - 13:50

Reality Jockey 2.0

Das innovative iPhone-Musikprogramm "RJDJ" hat sich zu einer der beliebtesten Apps gemausert. Jetzt gibt es etwas Neues.

2008 hatte ein kleines Team rund um Last.fm-Mitbegründer Michael Breidenbrücker eine Idee. Neue Wirklichkeiten sollen geschaffen, Musik neu gedacht werden. Der Reality Jockey spielt nicht mehr mit Platten, sondern mit der Wirklichkeit.

Michael Breidenbrücker kommt ursprünglich aus Vorarlberg. Er arbeitet zusammen mit seinem RJDJ Team in London.


RJDJ ist eine Applikation für's iPhone, mit der man die gehörte Wirklichkeit in Echtzeit verändern kann. Durch Bewegungen oder Geräusche wird das Endergebnis in Echtzeit beeinflusst. Dabei gibt es verschiedene "Szenen", die alle unterschiedlich mit den gefütterten Daten umgehen. Einmal fungieren diese Szenen als Instrumente, dann wieder als Computerspiel. Oder man trällert einfach ein bisschen vor sich hin, und RJDJ fügt in Echtzeit Soundeffekte dazu: Fertig ist der erste eigene Track.

Im Interview erklärt Michael Breidenbrücker: "In erster Linie geht es darum, Musik durch computerbasierte Technologien neu zu denken." RJDJ war bislang sehr erfolgreich und mehrere Künstler haben sich für diese neuen Technologien interessiert. Darunter Bands wie Little Boots oder das französische Duo Air. Der kommerzielle Erfolg von RJDJ birgt aber auch eine Schattenseite: So ist RJDJ inzwischen in der Mainstream-Ecke angesiedelt, zum Leidwesen des Entwicklerteams. Deswegen muss etwas Neues her:

RJDJ Voyager

Vom iPhone geht's direkt weiter zum iPad - der Multitouch-Screen und die große Screenfläche bieten alle Voraussetzungen als Instrument für für die DJ-Version von RJDJ herzuhalten. RJ Voyager soll die Leute dazu motivieren Musik zu machen und Musik live zu performen.

Bei RJ Voyager kann man auf eine Art Bibliothek zugreifen, gefüllt mit verschiedenen Instrumenten wie Bass oder Schlagzeug, Vocals, Samples und auch verschiedene Filter stehen zur Verfügung. Durch simples "antouchen" können die Instrumente aktiviert und auch wieder ausgeschaltet werden. Auf alle kann man individuell zugreifen und ihre Parameter verändern.


Verschiedene Hersteller haben das iPad bereits zum zukünftigen Device für DJs erkoren und arbeiten eifrig an neuen Programmen, um das Potential des iPads optimal ausschöpfen zu können. Mit RJ Voyager können Musiker auch eigene Samples erstellen, ihre Bibliothek benutzerdefiniert befüllen und dadurch mit ihren eigenen Instrumenten ihre eigene Bühne erschaffen.

Die Idee des RJ Voyager liegt vor allem in der Live-Performance. Auch Booka Shade aus Berlin haben bereits Gefallen an dieser Form des Musikmachens gefunden:



Noch steckt das Ganze in den Kinderschuhen und kann mit Produkten wie Ableton Live nicht mithalten. Zum Beispiel kann man nur innerhalb eines Sets performen. Um verschiedene RJ Voyager-Sets zusammenzumischen braucht man zwei iPads, oder man mischt noch eine externe Soundquelle wie Plattenspieler oder Laptop dazu. RJ Voyager als einziges Musikinstrument zu verwenden, hält Michael Breidenbrücker noch für zu riskant. Aber schon in den kommenden Wochen und Monaten wird sich RJ Voyager in ein eigenständiges Musikinstrument verwandeln.

RJDJ erklärt sich selbst als Plattform für Musik. Jeder kann und soll es verwenden, die Künstler können sich miteinander vernetzen und Samples austauschen. Außerdem können die Musiker ihre "Scenes" für RJ Voyager auch über RJDJ verkaufen, der Player selbst ist aber gratis.