Erstellt am: 11. 6. 2010 - 10:35 Uhr
Aus für Zivis?
Sind Zivildiener da, um soziale Löcher zu stopfen? Sollen Zivildiener im späteren Leben Berufe ergreifen dürfen, für die ein Waffengebrauch unerlässlich ist? Ist die Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst überfällig?
Die neue Zivildienstnovelle sorgt zurzeit für Diskussionen und Unzufriedenheit: das Unterrichtsministerium verwehrt sich dagegen, dass Zivildiener in Bildungseinrichtungen eingesetzt werden sollen, da keine Qualifikation dafür vorhanden sei. Die Arbeiterkammer sorgt sich wegen der geplanten Ausweiterung der Einsatzgebiete, "da der Arbeitsmarkt ohnedies schon angespannt sei". Und das Rote Kreuz klagt, dass der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten sei, wenn man zukünftig weniger Zivildiener dem Rettungs- und Sozialdienst zuteilen würde.
Deutschland zeigt Zivis die rote Karte
In Deutschland hat die Regierung den Zivildienst im Mai auf sechs Monate verkürzt. In wie weit ist der Einsatz von Zivildienern dann überhaupt noch sinnvoll? Die Abschaffung des Ersatzdienstes wird laut diskutiert, genauso die Einführung eines Berufsheeres. Die deutschen Wohlfahrtsverbände klagen, dass vor allem alte und behinderte Menschen davon betroffen sein werden: gemeinsame Spaziergänge, vorlesen und spielen werden verloren gehen; das Fachpersonal wird diese Lücken nicht wird füllen.
"Wollte Beratung anbieten, die ich selbst vermisst habe."
Wolfgang Pucher von der Plattform für Zivildiener Steiermark hat als Koch gearbeitet bevor er in den Gesundheitsbereich gewechselt ist. "In meinem Bereich habe ich sehr viel mit Zivis zu tun. Nachdem es immer wieder Benachteiligungen für Zivildiener gibt, die gesetzlich beschlossene Sache sind, habe ich 2003 einen Verein für Zivis gegründet." Wolfgang selber war beim Bundesheer, weil es zu seiner Zeit genau diese Form der Beratung für Zivildiener nicht gegeben hat, die er versucht, in den letzten Jahren anzubieten. Für ihn ist klar, dass der Zivildienst für viele mehr ist, als eine lästige Pflicht oder verlorene Zeit. "Die Erfahrungen im Zuge des Zivildienstes ermöglichen einen Einblick in Bereiche, für die man sich davor nie interessiert hat. Das ist nicht nur eine Lebensschule sondern für den weiteren Berufsweg manchmal entscheidend."
In den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten, seinen Zivildienst zu gestalten, um Bereiche wie Gedenkdienst, Friedensdienst oder Sozialdienst im Ausland erweitert; eine 12-monatige Alternative zum Zivildienst in Österreich ins zum Beisipel Friedensdienst in der Hiroshima Peace Cultur Foundation in Japan, Sozialdienst im Tibetan Children`s Village in Dharmsala in Indien oder Gedenkdienst im Simon Wiesenthal Center im Museum of Tolerance in Los Angeles. Das ist eine kleine Auswahl an einem beeindruckenden Angebot auf der Beratungsseite von www.auslandsdienst.at. I)st es sinnvoll, über ein Sozialjahr für Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr nachzudenken? Und wird Österreich dem deutschen Modell folgen und den Zivildienst nach und nach abbauen?
Jugendzimmer, Freitag, 11. Juni 2010
Im Jugendzimmer diskutieren Wolfgang Pucher von der Plattform für Zivildiener Steiermark und Daniel Schenz vom Verein Auslandsdienst über Erfahrungen, Möglichkeiten und Aussichten von und für Zivildiener. Und fragen: Was hat deine Zivildienstzeit verändert? Wofür wirst du dich als künftiger Zivi entscheiden und hast du alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die dir zur Verfügung stehen? Soll Bundesheer und Zivildienst abgeschafft werden?
Wenn ihr Fragen an die beiden habt, könnt ihr die bereits vor der Sendung posten. Oder unter 0800 226 996 live mit diskutieren.