Erstellt am: 22. 5. 2010 - 14:39 Uhr
Konzertstau in Berlin
Zur Zeit scheinen sich die Bands in Berlin gegenseitig grad so auf die Füße zu treten.
Im Mai geht noch mal alles auf Tour, weil ja im Juni das Publikum fehlt, weil dann alle nur noch draußen sitzen und WM gucken. Danach kommt gleich das berühmte Sommerloch und der nächste mögliche Konzertmonat ist erst wieder der Oktober, was zu einem argen Konzert-Überangebot im Mai führt.

shonen knife
Allein in der letzten Woche hätte man in Berlin Vashti Bunyan, Gil Scott Heron, Nina Hagen, Coco Rosie, Joanna Newsom , Dinosaur Jr., die Slackers, Wolf Eyes, Broken Social Scene und die Liars sehen können. Am Mittwoch musste man sich zwischen Pavement und Rufus Wainwright, am Freitag zwischen Slits und Shonen Knife entscheiden. Da aber die All Girl Pop Punk Band aus Osaka zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder nach Europa gekommen war, fiel die Entscheidung zugunsten von Shonen Knife aus.

shonen knife
“When I finally got to see them live, I was transformed into a hysterical nine-year-old girl at a Beatles concert", so schwärmte eins Kurt Cobain, Gott hab' ihn selig, von der Band.
“Muss man dann nicht zum Konzert ?”, fragte ich begeistert in die Runde der Freunde und Bekannten und merkte alsbald, dass Menschen unter 40 die Band gar nicht kennen. Eigentlich logisch, gründeten sich Shonen Knife ja bereits 1981 und in weiter Ferne zurück liegt auch die Zeit, als man so um 1987 noch pflichtbewusst jede John Peel Session verfolgte, aufnahm und völlig ent- und begeistert war, als man die durchgedrehten Shonen Knife Songs zum ersten Mal hörte.

shonen knife
Was da alles zusammen kam
Sixties Punk und Beach Boys, die Shangri Las und Ramones, Motown und Heavy Metal - das alles aber in einem Underground-Garage -Sound und erfrischender DIY-Ästhetik. In den lebensbejahenden Texten ging es oft um Süßigkeiten und Tiere, ums Fahradfahren und Insektensammeln, und das ganze bunte Japan-Pop- Phänomen war damals noch aufregend neu und exotisch.
Mit derart nostalgischen Gefühlen zog man also am Donnerstag Abend zum Club Kato im U-Bahnhof Schlesisches Tor.

shonen knife
Man hätte es dem Veranstalter und der Band gewünscht, dass mehr Leute gekommen wären, aber bei nur etwa 60 Musikinteressierten - allesamt älteren Semestern - kam ein wenig wehmütige Stimmung auf. Das änderte sich aber schnell, als die drei Musikerinnen auf die Bühne kamen, ihre Osaka-Schals ins Publikum hielten und so dermaßen frisch und energievoll loslegten, posten, sprangen, die Haare kreisen ließen, dabei absolut perfekt spielten und sangen, dass man sofort gute Laune bekam und sich voller Bewunderung fragte, wie es eine 29 Jahre alte Band schafft, immer noch so frisch und begeistert zu spielen.