Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Rote Tasche gegen Lohnungleichheit"

Claus Pirschner

Politik im weitesten Sinne, Queer/Gender/Diversity, Sport und Sonstiges.

13. 4. 2010 - 13:11

Rote Tasche gegen Lohnungleichheit

Equal Pay Day: Frauen trommeln österreichweit gegen die enorme Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern.

"Auf Grund des Geschlechtes darf im Zusammenhang mit einem Arbeitsverhältnis niemand diskriminiert werden, insbesondere nicht bei der Begründung des Arbeitsverhältnisses [...], bei der Festsetzung des Entgelts", so steht es im österreichischen Gleichbehandlungsgesetz. Ein Blick auf die österreichische Einkommensstatistik verweist auf eine diametral gegenübergestellte Realität:

Rotw Tasche mit BPW-Schriftzug vor einem 5 Euro-Schein, der als Schleife gebunden wird, ähnlich einer Aids-Schleife

http://www.equalpayday.at, BPW, Susi Graf

Ein Österreicher verdient bei einem Vollzeitjob pro Jahr durchschnittlich 37.158 Euro Brutto, die Österreicherin bekommt 27.173 Euro. Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, wenn man Vollzeit und Teilzeitjobs in die Berechnung miteinbezieht, beträgt 40 Prozent. Österreich liegt damit weit über dem EU-Schnitt fast an letzter Stelle und ist damit nur knapp vor Estland. Warum verdienen Frauen weniger als Männer? Faktoren wie Ausbildung, Anstellungsdauer im Unternehmen, Branche oder Alter spielen hierbei eine Rolle. Allerdings kann man mehr als die Hälfte des Lohnunterschiedes nicht erklären, ist also schlicht Diskriminierung, weil eine Frau eine Frau ist. Selbst bei Einstiegsgehältern verdienen Männer für den gleichen Job im Schnitt 18 Prozent mehr als Frauen. Dieser Trend findet sich in allen Branchen und auf allen Hierarchieebenen.

Österreichische Unkultur der Lohnverheimlichung

Business & Professional Woman Austria - Präsidentin Michaela Muschitz

Michaela Muschitz, Susi Graf

Am Dienstag in Connected: Michaela Muschitz, Präsidentin von Business and Professional Women Österreich ist anlässlich des Equal Pay Days heute zu Gast in Connected.

Österreichisches Spezifikum: viele Frauen wissen nicht einmal, dass sie weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. "Als Marketingleiterin war ich in einem Unternehmen beschäftigt, wo es unter Kündigungsandrohung verboten war, über Gehälter zu reden", erzählt Michaela Muschitz, die Präsidentin des Frauennetzwerkes Business and Professional Women in Österreich. Aus diesem Grund versucht Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek eine gesetzliche Pflicht zur Lohntransparenz in Betrieben durchzusetzen. Durchschnittsgehälter von Männern und Frauen, die den gleichen Job verrichten, sollen betriebsintern veröffentlicht werden. Für die Business & Professional Women ist dies ein erster Schritt. Dass Frauen oft bescheidene Forderungen bei Gehaltsverhandlungen stellen, ist auch Teil der Wahrheit und kann wohl etwa durch Mentoring verändert werden. Für Michaela Muschitz sei darüberhinaus zu prüfen, wie Arbeit derzeit bewertet werde: "Ist die Arbeit eines Automechanikers, der an Maschinen arbeitet, wirklich mehr Wert als zum Beispiel von einer Kindergärtnerin?"

Und apropos Kindergärten: Nicht zuletzt geht es in Österreich zweifellos darum, endlich eine flächendeckende zeitlich flexible Kinderbetreuung anzubieten, damit Frauen, an denen nach wie vor die Hauptlast der Kindererziehung liegt, Ausbildungen nicht abbrechen müssen oder keine ungewollten überlangen Karriereunterbrechungen auf sich nehmen müssen.