Erstellt am: 2. 4. 2010 - 10:57 Uhr
Dear God I Hate Myself
Musik als Befreiungsschlag, als ekstatische Pose – hegt man nicht bei jeder Platte die Hoffnung einen Soundtrack für das Leben zu bekommen? Also ich hoffe immer still in meinem Herzen.
Jamie Stewart hat sein siebtes Xiu Xiu-Album veröffentlicht und er reiht sich damit einmal mehr in die Reihe großer Vorbeter von Emotionen wie ja; zum Beispiel Morrissey oder Ian Curtis von Joy Division ein. Dear God I Hate Myself heißt die neue Platte.

Xiu Xiu
Die amerikanische Band wurde 1999 von Jamie Stewart gegründet und hat sich eine ganz eigene Klangwelt zwischen New Wave, Electronica aber auch klassischer Musik erschaffen. Mit wechselndem Line-Up pflegt Jamie Stewart mit Begeisterung die große Geste. Und nun hat er seinen berühmten Pathos auf der neuen Xiu Xiu-Platte noch ein Quäntchen gesteigert.
Es geht um alles. Stewart setzt seinen musikalischen Befreiungsschlag konsequent weiter fort. Die Songs sind poppig wie noch nie, die Texte allerdings haben eine neue Qualität an Intensität erreicht. Ein jedes Lied stellt das Ringen mit einem Problem oder einer vermeintlichen Schwäche oder einer Obsession dar. Zum Beispiel Chocolate Makes You Happy. Da wird das Thema Bulimie in Szene gesetzt. Im Video dazu wird auch heftig erbrochen. Die Dame neben der Stewart im Video nascht, ist seine neue Bandkollegin Angela Seo.
Xiu Xiu treiben auf ihrer neuen Platte die totale Entäußerung also auf die Spitze. Essstörungen, Sadismus, Masochismus, Schuldgefühle. Und ich mutmaße, dass es Xiu Xiu-Chef Jamie Stewart nach Fertigstellung dieser Platte seelisch recht gut geht. Der ganze Dreck wurde rausgekotzt.
Unknown Pleasures
Gern gebuchte Gäste sind Xiu Xiu beim Donaufestival. Auch diesen Frühling kommt die Abstrakt-Rock-Band wieder nach Krems. Diesmal wurde der Gruppe aus Kalifornien aber eine Hausübung aufgegeben. Für die amerikanischen Bands Xiu Xiu und Deerhoof, Labelkollegen von der berühmten Kill Rock Star-Plattenfirma, hat man sich etwas besonderes ausgedacht.

Xiu Xiu
Die beiden Formationen bekamen die Aufgabe das legendäre Album Unknown Pleasures von Joy Division vom Anfang bis zum Ende aufzuführen. Diese Auftragsarbeit macht Sinn, beide Bands atmen den dunklen Geist der New Wave-Pioniere Joy Division. Ein paar Tage vor der Aufführung wird man Xiu Xiu und Deerhoof in einen Kremser Proberaum stecken und dann müssen sie diesen Monolith an endlosem Leid einstudieren.
1979 veröffentlicht die Band Joy Division aus Manchester ihr erstes Album Unknown Pleasures. Ein Jahr später 1980 erschien das zweite Album und im selben Jahr hängte sich dann auch Sänger Ian Curtis auf. Joy Division so tief und traurig und mächtig und leidenschaftlich wie eine griechische Heldensage.
Am 29. April vereinen also die kalifornischen Formationen Xiu Xiu und Deerhoof ihre Kräfte und führen 30 Jahre nach seinem Release Unknown Pleasures von Joy Division beim Donaufestival in Krems auf.
Ein Wagnis. Vielleicht wird es ja dem Motto Failed Revolutions gerecht. Aber ich bin zuversichtlich.
Am 26. Mai kommen Xiu Xiu übrigens in das WUK Wien. Und am 27. Mai in die Postgarage Graz.