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David Pfister

Rasierklingen, Schokolade, Zentralnervensystem, Ananas, Narzissmus und Ausgehen.

31. 12. 2009 - 14:46

Some velvet morning when I'm straight

Rowland S. Howard ist tot. Der australische Musiker und Wegbegleiter von Nick Cave und den Neubauten starb am 30. Dezember.

"First Lux, now Rowland. I'm running out of teenage heroes", lese ich gestern Nacht bei einer Freundin im Facebook. Die Ahnung die sofort zur Sicherheit wird, bestätigt mir dann auch gleich der elektronische Datenkosmos. Rowland S. Howard ist gestern am 30. Dezember 2010 einem langjährigen Krebsleiden erlegen.

Fast ein Jahr nach Lux Interior (04.02.2009) dem Sänger der Cramps. Und ähnlich wie Lux Interior hat auch Rowland S. Howard mit kompromissloser Hingabe seine Leidenschaften gelebt. Wenngleich auch kommerziell immer in einer verzweifelten Lage. Rowland S. Howard hat bis zum Ende so gelebt wie seine berühmten Freunde Nick Cave und Blixa Bargeld sich noch immer gerne darstellen bzw. von dieser alten Aura leben, die bei Howard niemals endete. Drogensüchtig, krank, arm, kommerziell immer erfolglos und irgendwann selbst im aufmerksamen Pop-Feuilleton halb vergessen.

Rowland S. Howard

Rowland S. Howard

And we won't get to sleep for fifty thousand years

Rowland S. Howard wird am 24. Oktober 1959 in Melbourne in Australien geboren. 1979 schließt er sich der Band Boys Next Door an, die von Nick Cave und Mick Harvey gegründet wurde. Ein Jahr später benennt sich die Gruppe in Birthday Party um und wird bis 1984 den musikalischen Underground mit einer infernalen Mischung aus Punk und Blues überrennen. Rowland S. Howard bekommt einen Platz an der Gitarre und quält seinem Instrument einen brennenden Sound ab. Seine Slidegitarre wird zu einer schreienden Seele. Blues aus einer anderen Welt. Ein Markenzeichen, dem später dann auch Blixa Bargeld nacheifern sollte. Aber auch mit seinem Songwriting macht Howard immer mehr auf sich aufmerksam. So ist er zum Beispiel für die unheilvolle Klage Shivers mitverantwortlich.

I've been contemplating suicide,
but it really doesn't suit my style,
so I think I'll just act bored instead
who can take the blood I would've shed?

Nick Cave und Rowland S. Howard.

Rowland S. Howard

Gerade dieses kreative Talent dürfte dann aber auch für die Unstimmigkeiten zwischen Cave, Harvey und Howard gesorgt haben. Nick Cave löst die Birthday Party auf, erfindet sich als Solokünstler und gründet mit den Bad Seeds eine wilde Horde ergebener Handlanger. Rowland S. Howard bleibt seinen Gefährten zwar verbunden, steht aber auf einmal alleine da. Mit einem Fuß in Berlin, mit dem anderen in einer ausgewachsenen Drogensucht.

I'm Never Gonna Die Again

Und Rowland S. Howard marschiert einfach weiter. Zu Beginn noch mit relativ viel Rückenwind. Bereits 1982 hatte Howard mit der gleichgesinnten Kollegin Lydia Lunch einen kleinen Hit mit dem fulminanten Hazlewood/Sinatra-Cover Some Velvet Morning. Rowland S. Howard verfolgt diesen musikalischen Weg weiter und wird ihn nie mehr wieder verlassen. Den Weg des ewigen Outlaw, versteckt in der dritten Reihe. Niemals klagend, vielleicht ein wenig sardonisch. Waidwund und gezeichnet.

Rowland S. Howard

Rowland S. Howard

Künstlerisch gelingt Rowland S. Howard noch einiges. Großartige Arbeiten und Kollaborationen an der Gitarre und als Sänger mit einschlägigen Kandidaten wie Der Haut, Crime And The City Solution, Einstürzende Neubauten, These Immortal Souls oder Henry Rollins. Der Australier veröffentlicht nicht viele Alben. Aber wenn er sich mal wieder eine Platte abquält wie das musikalische Roadmovie Teenage Snuff Movie, dann sind das große Werke. Musikalisch und vor allem ästhetisch in der Tradition von Hank Williams.

2007 erschien eine Tribute- und Benefizcompilation für den schwerkranken Rowland S. Howard. Alte Freunde wie Mick Harvey würdigten Rowland's Werk. 2009 veröffentlichte Rowland S. Howard noch eine letzte Platte - Pop Crimes. Ein letztes Statement, eine letzte gute Platte. Kaum wahrgenommen. Rowland S. Howard ist seinen engen, beschwerlichen Weg bis zum Ende konsequent gegangen.

Rowland S. Howard