Erstellt am: 19. 11. 2009 - 12:19 Uhr
Low Valleys & High Mountains
Mayer Hawthorne & the County live:
19.11. Kapu, Linz
20.11. Roxy, Wien

Stones Throw
Liebe auf den ersten Blick war es nicht gerade. Als vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten Mal der Name Mayer Hawthorne durch einige meiner Lieblingsblogs geisterte, las ich dutzende Male drüber, ohne mir das zugehörige MP3 anzuhören. Der Name - übrigens mit der klassischen Pornonamen-Methode ermittelt - hatte mich offensichtlich nicht so recht angesprochen, die rote Vinylscheibe in Herzform, die dazu abgebildet war, auch nicht. In einem späteren Moment der Langeweile hörte ich dann doch mal rein - und war sofort begeistert. 'Just Ain't Gonna Work Out', das erste musikalische Lebenszeichen des Soul-Crooners aus Michigan, brachte den traumhaften Sound aus der Übergangszeit zwischen Doo-Wop und klassischem Soul perfekt auf den Punkt, und der simple Text passte da auch exakt dazu.
Weil ich gerade in New York weilte, wollte ich das Vinyl-Herz sofort auftreiben, aber in allen Geschäften war die Platte innerhalb weniger Stunden vergriffen gewesen - ein erster Indikator für den Sammler-Hype, der sich da noch entwickeln sollte. Der deutsche Mailorder, von dem ich die Single schließlich bestellte, sollte den Preis wenige Wochen später aufs Dreifache anheben. Dem Indie-HipHop-und-vieles-mehr Label Stones Throw war wieder mal ein Coup gelungen...
Eigentlich waren diese ersten Soul-Songs von Mayer Hawthorne nämlich eher zum Spaß entstanden - und zum Samplen. Bevor er sich Mayer nannte, trug Drew Cohen nämlich den Künstlernamen DJ Haircut und scratchte und produzierte für das Trio Now On. Zwecks Professionalisierung ihrer musikalischen Ambitionen zogen die drei jungen Herren aus Ann Arbor nach Los Angeles - und irgendwann lernte man Peanut Butter Wolf kennen, und schickte ihm per E-Mail auch erste Mayer Hawthorne Songs durch. Der Stones Throw Boss war anscheinend im ersten Moment verwirrt, ob es sich hier um verschollene 70s Soul-Perlen handelte, und winkte sofort mit einem Plattenvertrag, als er die Wahrheit erfuhr.

Stones Throw
Tatsächlich, und das ist vielleicht der größte Kritikpunkt, sind die meisten Lieder Mayer Hawthorne Songs sehr stark an alte Soulsongs angelehnt. Man könnte es natürlich auch positiver formulieren und sagen, er fängt die Ästhetik sehr gut ein. Dafür, dass er auch die meisten Instrumente selbst spielt, durchaus beachtenswert. 'Maybe So, Maybe No', die einzige echte Coverversion auf seinem Debütalbum 'A Strange Arrangement', konntte im direkten Vergleich zum Original für mich lange Zeit überhaupt nicht mithalten - aber das ist ja irgendwie das musikalische Pendant zu dieser Floskel. Über die Zeit und dank des überaus kalifornischen Videos hab ich aber doch großen Gefallen an der Hawthorne Version gefunden.
So ähnlich ging es mir dann etwas auch mit dem Rest des Albums. Mit Ausnahme von 'Just Ain't Gonna Work Out', 'Maybe So, Maybe No' und der großen Schlussnummer 'Green Eyed Love' war ich nicht ungeteilt begeistert. Mal waren Mayer's offenkundige stimmliche Schwächen (die sonst durchaus Charme haben) das Problem, ein anderes Mal die Motown-Referenzen doch etwas zu nahe am Original. Mit wiederholten Rotationen freundeten sich meine Ohren mit dem Großteil der Songs aber soweit an, dass diese sich jetzt als Ohrwürmer abwechseln. Und auf das Konzert im Roxy freue ich mich jetzt schon seit Wochen - nicht zuletzt, weil dessen bordellige Ausstattung Mayer Hawthorne's ästhetischem Empfinden entgegenkommen dürfte.