Erstellt am: 15. 11. 2009 - 15:00 Uhr
Die Sprache des Boulevards (1)
Bilden Sie mal einen spöttischen Satz, der „Event“, „vor die Kamera drängen“ und „B-Promis“ enthält. Ich vermute, Sie werden daran nicht scheitern. Neben A- und B-Promis gibt es im Zuge der Überspitzung auch noch C- und D-Promis, der Rest des Alphabets wird für gewöhnlich in der Berühmtheitsklassifizierungsskala vernachlässigt.

marc carnal
Der A-Promi wird im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder, dem B-Promi, höchstens zu Vergleichszwecken als solcher bezeichnet, gehört sprachlich aber meist zu jenem, „was Rang und Namen“ hat.
Bei zweitem dagegen ist die Bezeichnung an sich ein Platzhalter für Spott darüber, „es“ trotz aller Mühe nicht geschafft zu haben. So wollen uns diese sieben Zeichen erzählen, dass ein breiter, ja allgemeiner Bekanntheitsgrad das erklärte Ziel derer ist, die medial „auch noch“ Erwähnung finden.
Dabei sollte unsere Hochachtung eigentlich jener Mehrzahl der B-Promis gehören, die im Gegensatz zum Referat Dschungelshow sehr gerne in der zweiten Division spielen, weil sie ihr Privatleben eben nicht medial erörtert sehen wollen. Der Spott wäre also für die Majorität der „Top-Stars“ gerechtfertigt, die erst durch den verzweifelten Kampf um den Aufstieg zu solchen wurden.
So wäre es wesentlich gerechter, im Kleinformat des Vertrauens Folgendes lesen zu dürfen:
Neben den vielen honorigen Persönlichkeiten schoben bei der an sich stimmungsvollen Eröffnung auch wieder unzählige A-Promis ihre chirurgisch veredelten Fratzen vor die Linsen.
Dem ist aber nicht so. Dem Halbprominenten wird stets lächerlichmachend unterstellt, dies eigentlich gar nicht sein zu wollen. Das vermeintliche große Ziel an sich, nämlich „so richtig prominent“ zu werden, wäre dieser Logik zufolge verächtlich, was so falsch ja nicht ist. Hat es aber jemand geschafft, in Casting-Kommissionen zu zetern, ist die mediale Dauer-Zugegenheit plötzlich nicht mehr tadelnswert.
Um beliebte Attribute für das künstlerische Schaffen der A- und B-Riege geht es nächste Woche in
Die Sprache des Boulevards (2)
Genialer Kult