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Susi Ondrušová

Preview / Review

8. 10. 2009 - 11:35

Just so you know

Camera Obscura: Die beste Pop-Erfindung Schottlands seit Belle & Sebastian kommt nach Wien.

Was bisher geschah...

"Why are they showin this?" fragt mich Malcolm Middleton beim Interview im Hinterraum des Flex und starrt auf die zahlreichen am Tisch drapierten Monatsprogramme, die alle auf der Seite mit seinem Mondgesicht aufgeschlagen sind.

malcolm middleton

Einkaufsliste:

Malcolm Middleton "Waxing Gibbous"
My Latest Novel "Deaths&Entrances"
Camera Obscura "My Maudlin Career"
Arab Strap "Last Romance"
Frightened Rabbit "The Midnight Organ Fight"
James Yorkston "Folk Songs"
The Pastels/Tenniscoats "Two Sunsets"

"We can turn the page to Camera Obscura!" werfe ich dem ehemaligen Arab Strap Gitarristen entgegen und blättere vor zur Ankündigung vom 10. Oktober. Schwarzhumorige, deprimierte, realitätsnahe und mit rollendem R ausgestattete Folkmusik soll er machen, man gönnt sich in der Meisterklasse des Gitarrentums sonst nichts, aber bitte keinen depressiven Interviewanfang. "No, that´s even worse!" wirft Middleton ein, blättert weiter und wirft nebenbei ein "That´s a joke!" nach. Humor ist halt so eine Sache. Und der schottische Fingerpicking-Performer mit Arab Strap-Rente und Solo-Karriere auf den Schultern lacht. Er wird später nicht mehr lachen, sondern mit zusammengekniffenen Augen alle seine besten herzzerreissenden Songs spielen, bis auf "We´re All Going To Die" vielleicht, aber das soll hier keine weitere Erwähnung mehr erleben. Denn in dieser Nacht des 22. Septembers 2009 wird Malcolm Middleton der Herbstsaison in der Bundeshauptstadt seinen Stempel aufdrücken und später nochmal mit wissenden Sturm-Augen zwei Worte sagen: Camera Obscura.

Don´t miss out

Lieblingsband von John Peel. Soviel Zeit & Relation muss sein. Sie haben auf sein Anraten Gedichte vom schottischen National(sänger)dichter Robert Burns vertont. Das war der, der oft von dem was wächst und blüht und gedeiht geschrieben hat, von viel Liebe und den "lassies".

camera obscura

Mit der Aneignung und musikalischen Neubearbeitung von (pop)historischen Knotenpunkten haben Camera Obscura auch mit dem Track "Lloyd, I´m Ready To Be Heartbroken" von sich hören gemacht. Das war ihre Antwort auf Lloyd Coles Ballade aus dem Jahr 1986 - "Are You Ready To Be Heartbroken".
Camera Obscura haben auf dem Album "Let´s Get Out Of This Country", das mit eben dieser Happy Go Lucky-getarnten Nummer anfängt, auch den hymnischen Track "If Looks Could Kill" geparkt. In jenem tasten sich Camera Obscura über einen in Zucker gegossenen (also eindeutig hängenbleibenden) "Tell me where did all go wrong?"-Zweifel zum Schlussstatement "Maybe you gotta go!" durch. Und klingen mag das nach Kirschenessen. "Lets Get Out Of This Country" war ein 2006er Album aus einer anderen Zeit. Orgastischer Indie Pop. Streicher im Schunkelpaket inkludiert.

camera obscura

Mit dem aktuellen Album "My Maudlin Career" setzen Camera Obscura weiterhin auf das Rezept der süßlichen Überlagerung mit teils gegenteiliger aber jedenfalls tröstender Textaussage. Wenn die fünfköpfige Band am kommenden Samstag dem 10. Oktober 2009 im Wiener Flex einkehrt, wird man hoffentlich Stecknadeln fallen hören. Nein, es wird das Xylophon (oder Triangel) sein, das sanft akzentuiert: "I´m stuck with them!" Mehr Argumente für ein Club-Konzert des Jahres hab ich nicht.

camera obscura

Bringen am 10.10. mehr als ein Miniaturgrammophon ins Flex: Camera Obscura