Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "The last days of Tageszeitung"

Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

21. 6. 2009 - 12:37

The last days of Tageszeitung

Verschwörungen, Enthüllungen, Politik, Privates und dazu noch der Untergang des Printjournalismus: "State Of Play" verpackt all das und mehr zu einem soliden Thriller.

Hollywood liebt seit jeher die ausrangierten Typen, die unbeirrbar ihren Weg gehen, die anachronistischen Sturschädel, die Kapitäne, die alleine auf dem untergehenden Schiff bleiben.

Cal McCaffrey in "State Of Play" ist so ein Bilderbuch-Relikt aus einer anderen Ära. Eine Art Inspektor Columbo des Tageszeitungsgewerbes, der letzte rasende (besser: schlurfende) Reporter seiner Gattung, ein stoischer Modernisierungsverlierer.

Brad Pitt hätte diese Rolle gerne gespielt, Edward Norton war für den aalglatten Gegenpart eines erfolgreichen Jungpolitikers geplant. Aber wegen dauernder Drehverschiebungen wurde nichts aus der Wiedervereinigung der "Fight Club"-Stars.

Russell Crowe, höchst erfahren mit grummelnden Antihelden, legt Cal McCaffrey nun genauso wie erwartet an: Fetthaarig, leicht verwahrlost, schlecht ernährt, aber blitzgescheit und unnachgiebig, so stellt sich wohl auch der kleine Hansi einen Journalisten der alten Schule vor.

Trotzdem kippt man irgendwann in diese Figur hinein, in diesen Grantscherben, der unter der Gegenwart und dem Druck zum Gossip-Geschreibsel leidet, der die Internet-Redaktion belächelt und mit sämtlichen Cops Witze austauscht.

"State Of Play"

UIP

Als eine mysteriöse Serie von Morden Washington DC erschüttert, bekommt der Veteran wider Willen eine junge Kollegin zugeteilt: Ausgerechnet eine Bloggerin aus der Online-Abteilung.

Die Klischee-Alarmglocke schrillt. Wir ahnen, dass der griesgrämige Starschreiber Cal und die pfiffige junge Kollegin Della (Rachel McAdams) nach anfänglichen Unhöflichkeiten zu einem guten Team werden, das ist einfach Gesetz in solchen Filmen.

So weit, so berechenbar. Aber "State Of Play - Stand der Dinge" hat mehr zu bieten.

In 127 spannenden Minuten entfaltet sich ein faszinierendes Gewusel aus Handlungssträngen. Es geht um Politik und Privates, um Verschwörungen und Enthüllungen, um Rüstungsgeschäfte und geheime Affairen und nicht zuletzt um Medien in der Krise.

"State Of Play"

UIP

Eine sechsteilige, angeblich höchst komplexe und gefeierte BBC-Serie kondensierte Regisseur Kevin McDonald ("The Last King Of Scotland") zu einem verzwickten Thriller mit einigen Schwächen und vielen Stärken.

Zu den Pluspunkten zählt, neben der angenehm unstylischen Kameraführung, eindeutig die Besetzung: Mehr noch als Crowe und McAdams stechen die Nebenrollen hervor. Helen Mirren gibt wunderbar die strenge Chefredakteurin, Robin Wright Penn leidet überzeugend wie immer, Jason Bateman reißt in einem Kurzauftritt als zugedröhnter PR-Kasperl den Film an sich. Sogar Ben Affleck stört nicht als skandalgebeutelter Abgeordneter, die glitschige Figur kommt ihm entgegen.

Dass die unzähligen Versatzstücke der Story am Schluss eher enttäuschend auf eine banale persönliche Ebene heruntergeschraubt werden, ist schade. Sehenswert ist dieser Film aber auf jeden Fall.

Und wie war das noch mit den last days of Printmedien?

Kevin McDonald, der seinen Streifen wohl in der Tradition von berühmten Zeitungsfilmen wie "His Girl Friday" und "All The President's Men" sieht, versinkt stellenweise durchaus in Nostalgie. Aber letztlich will "State Of Play" bloß ein Loblied auf mutig recherchierten Journalismus sein, ob im Netz oder in der Papierversion. Und dagegen lässt sich wohl schwer argumentieren.

"State Of Play"

UIP