Standort: fm4.ORF.at / Meldung: ""Hetze darf nicht Normalität werden""

18. 6. 2009 - 15:55

"Hetze darf nicht Normalität werden"

Romy Grasgruber und Maria Sofaly, die beiden Studentinnen, die die "Lichterkette gegen Rechts" organisiert haben, im Interview.

Romy Grasgruber und Maria Sofaly sind zwei Studentinnen aus Wien, angesichts der politischen Geschehnisse der letzten Tage und Wochen - Stichwort Martin Graf, KZ-Pöbeleien und natürlich FPÖ-Wahlkampf haben sie nun als Privatpersonen politrische Initiative ergriffen. So organisieren die beiden heute (18. Juni 2009) Abend vor dem Parlament eine Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit und für Zivilcourage, denn ärgern alleine hilft nicht, so das Motto der beiden. Heute nachmittag waren die beiden bei Robert Zikmund in Connected zu Gast.

Romy und Maria, herzlich willkommen im FM4 Studio. Zivilcourage habt ihr ja schon bewiesen, was hat euch denn schlußendlich den entscheidenden Kick gegeben, etwas auf die Beine zu stellen und hat man nicht manchmal auch einfach kalte Füße, wenn man bedenkt, wie prominent ihr euch da positioniert.

Irmi Wutscher/Radio FM4

Maria Sofaly und Romy Grasgruber

Romy Grasgruber: Wir haben eigentlich nicht viel nachgedacht, das heisst, das ist von einem Tag auf den anderen entstanden, es ist einfach zu viel geworden, alles zusammen.

Maria Sofaly: Es waren die EU-Wahlplakate, die besonders ärgerlich waren und das war dann auch der ausschlaggebende Grund.

Wie schwierig ist es eigentlich, sowas auf die Beine zu stellen? Ich nehm ja mal an, das ist das erste Mal, dass ihr so etwas macht. Welche Schwierigkeiten gibt es und von wem bekommt man Unterstützung?

RG: Wir hatten ziemlich viel Glück, wir haben die erste E-Mail ausgeschickt und dann die ganze Gruppe auf Facebook gestellt und haben von allen Seiten positive Rückmeldungen und Energien bekommen - und dann haben wir einfach von einem Tag in den nächsten hineingelebt und geschaut, wie groß das Ganze werden kann und mit der Zeit ist es gewachsen und jetzt, heute, ist es soweit und wir realisieren es teilweise auch noch nicht, dass es heute schon sein soll.

Was kommt für Feedback von Freunden und Verwandten? Finden die das gut oder fragen manche, warum ihr das macht?

MS: Ich hab fast noch gar nichts Negatives gehört - der Opa hat ich ein bisschen Angst um mich - aber sonst sind alle sehr nett, wie bekommen sehr viel E-Mails, die uns auch wieder ermutigen, weiterzumachen, das ist schon sehr toll und bestärkend.

Ein wichtiges Medium für euch, ihr habt das eh schon erwähnt, ist Facebook, da habt ihr fast 11000 UnterstützerInnen. Habt ihr den Eindruck, dass die Zivilgesellschaft befeuert von Web 2.0 so die offizielle Politik ein bisschen als Wertemaßstab ablöst. Wir sehen das ja auch, was die Vernetzung betrifft ja zB auch in den Aktionen das Wiener MQ betreffend, jezt im großen Rahmen was den Iran betrifft. Wie war das für euch?

RG: Wir haben eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass da so eine große Resonanz zurückkommt, wir waren ziemlich überrascht, dass das solche Dimensionen annimmt. Es war die Idee, es auf Facebook zu stellen, um Leute für das Organisationsteam zu gewinnen und dann haben wir gesehen, wow, da sind wirklich viele Leute, die das auch mittragen und unterstützen wollen. Schauen wir mal, wieviele heute kommen. Wir haben auch noch andere Medien genutzt, um uns Präsenz zu schaffen.

Aber glaubst du, es wäre ohne die Möglichkeiten des neuen Webs möglich gewesen, in dieser Dimension?

RG: Nein, ich glaube, nicht so schnell.

Los geht es heute um 19 Uhr, ist das tageslichttechnisch nicht ein bisschen früh für eine Lichterkette, bzw. anders gefragt, was gibtt es heute Abend noch alles?

MS: Beginn ist 19 Uhr, die Lichterkette ist dann erst um 21 Uhr bzw. 21 Uhr 15.

Aber ihr habt auch Redner ...

RG: Wir haben uns sehr bemüht, ein nettes Programm zusammenszustellen, wir haben Künstler aus Wien, die auftreten werden, als Redner haben wir Doran Rabinovic, Robert Menasse, Elisabeth Elisabeth Ben David- Hindler, die macht ein Projekt "Die Steine der Erinnerung"...

MS: Hikmet Kayahan ..

Irmi Wutscher/Radio FM4

RG: ... und ein ganz wichtiger Beitrag für uns sind auch fünf Orientalistik-Studentinnen mit teils muslimischem Hintergrund, die über ihre eigene Betroffenheit von der Hetze sprechen und wie sie damit umgehen. Die Leute stehen dann vor der Bühne, Attac-Trommler werden vorangehen und die Gruppe teilen und dann auf jeder Seite des Parlaments eine Kette bilden.

Was sind denn eure Erwartungen für heute Abend, wieviele Leute sollten denn kommen, damit ihr zufrieden schlafen geht heute Abend?

MS: Um das Parlament zu umketten braucht man ungefähr 600, das ist so eine Zahl, wo wir sagen würden, es ist ein Erfolg gewesen.

Haben sich auch andere Medien angekündigt, ZiB oder so für heute Abend?

RG: Ja, wir sind überrascht, dass das soviel Aufmerksamkeit bekommt, das ist eine gute Sache. Das war eigentlich auch das Ziel des Ganzen, den gesellschaftlichen Diskurs aufzurollen, dass darüber gesprochen wird und, dass es so nicht weitergehen soll, und dass Hetze nicht Normalität werden darf. Das heißt, das ist schon ein ganzu großer Erfolg für uns, dass die Medien uns da einen gewissen Raum geben.

Ich wünsch euch viel Erfolg und vielen Dank für den Besuch.