Erstellt am: 22. 5. 2009 - 07:00 Uhr
Morrissey & der Hass
Von Pia Reiser gibt's zum 50. Geburtstag eine Youtube-Schlachtplatte und 50 Gründe für ihre Verehrung.
Morrissey wird auch nicht primär von seinem schwierigen Verhältnis zu seinem Körper und seiner Sexualität angetrieben. Und auch die Getriebenheit eines gehetzten Künstlers ist nicht sein Motor. Morrissey wird angetrieben von Hass. Von blankem Hass.
You pleaded and squealed
And you think you've won
All der schöne Firlefanz um unerreichte Lieben, die verkitschte Idealisierung von Emotions-Utopismen – ja all das mag die Sonne sein, um die Morrissey kreist, aber gleichzeitig bedingt seine Sonne ein metertiefes schweres unbarmherziges Fundament. Er stalkt seine Opfer, fokussiert sie bis er ihnen unerträglich wird und dann hat er seine Abneigung. Ängstlich und gleichzeitig sehnsüchtig erwartet.
They just use a different name
You lied, and you were believed

Morrissey
I get it straight in the neck
Morrissey ist ein Diktator. Und mit der Kraft eines Diktators begeistert er sein Volk und führt sie und lässt sie seine privaten Dogmen ihre Fahnen schreiben. Gibt ihnen scheinbar weise und gleichzeitig lebensfremde Lebensanleitungen auf den Weg.
Legalized theft
Leaves me bereft
I get it straight in the neck
Somehow expecting no less
Schon seit Jahren, immer wenn das Gespräch bei dieser herrliche Unvollkommenheit Morrissey landet, tische ich meinen Gesprächspartner meine Überzeugung auf, dass Smithsfans die kompromisslosesten Halunken der Welt wären. Dass Count Grishnak von Burzum im Vergleich mit Morrissey eine liebe Kuchentante sei.
I praise the day that brings you pain
Der für mich größte Beweis für diese Theorie findet sich auf meinen Lieblingsmorrissey-Album "Maladjusted" aus dem Jahr 1997. Auf keiner anderen Platte schafft Morrissey eine eigentlich unmögliche Hochzeit aus Leichtigkeit, Pathos und Entsetzen und Hass. Aber nun gut, dass ist ja überhaupt seine Zauberformel. Textlich, musikalisch, gesanglich ein gigantischer Tritt in Himmel und Hölle zugleich. Und der Zenit von Morrisseys Hasspredigten. Es gipfelt in dem musikalischen Kreuzzug "Sorrow Will Come In The End".
And you think you've won-
But sorrow will come
To you in the end

Morrissey
Der Song geht in Richtung seiner ehemaligen Kollegen von den Smiths. Mit seinem ehemaligen Freund dem Smiths Gitarristen "Johnny Marr", sowie den Smitshmänner an Bass und Schlagzeug lieferte sich Morrissey besonders in den Neunzigern eine Rechtsstreit um Tantiemen, der sich verhärtete wie der Nahostkonflikt und noch immer nicht ganz ausverhandelt ist. "Sorrow Will Come In The End" ist ein einziger Schwall ausgespiehener Galle. Eine köstliche Operette der Verachtung.
Don't close your eyes
A man who slits throats
Has time on his hands
And I'M GONNA GET YOU
So don't close your eyes
Don't EVER CLOSE YOUR EYES
You think you've won
OH NO