Erstellt am: 17. 5. 2009 - 15:00 Uhr
Ich bin sehr stolz, und zwar auf mich.
Was für ein Gefühl ist das, ganz oben am Stockerl zu stehen?
Ein ausgesprochen gutes. Ich bin sehr stolz, und zwar auf mich. Ich widme diesen Sieg auch mir alleine, schließlich habe ich hart dafür trainiert. Auch ohne meinen Lebensgefährten und meine Fans, deren Treue übrigens bisher noch keiner besonders harten Prüfung unterzogen wurde, hätte ich heute gewonnen, weil einzig und alleine meine Disziplin, Kraft und mein Siegeswille entscheidend waren.
Ist dieser Stoff nicht heute aktueller denn je?
Das Stück ist über hundert Jahre alt und überhaupt nicht mehr aktuell. Es passt in keiner Weise in die heutige Zeit, ist viel mehr Zeugnis einer Gesellschaft, die glücklicherweise so gar nicht mehr vorstellbar ist. Dennoch ist es ausgesprochen gut, deshalb habe ich es auch mit großem Behagen möglichst werksgetreu und ohne jeglichen Modernisierungsversuch inszeniert.
Wie sieht das Maßnahmenpaket Ihrer Partei nun konkret aus?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, es interessiert mich auch nicht besonders. Ich nehme meinen Beruf ernst und kann mich deshalb nicht um jeden Dreck kümmern. Entweder Sie wollen mir mir über meine Kompetenzbereiche sprechen oder Sie wenden sich an einen Kollegen, der besser informiert ist als ich.
Was verbinden Sie mit Wien?
Eher Schlechtes. Die Performance der Fans ist nicht nur numerisch bescheiden. Auch die Stadt finde ich nicht so schön, wie man sie mir beschrieben hat. Nach meinem dritten Auftritt hier werde ich meinem Manager anraten, das nächste Mal Österreich besser vom Tourplan zu streichen.
Österreich ist entsetzt über eine solche feige Gewalttat. Wie kann man die Opfer nun vor dem großen Medieninteresse schützen?
Es ist mir neu, dass Staaten zu Emotionen in der Lage sind. Feig ist die Tat keinesfalls, es gehört gehöriger Mut zu einer solchen Grausamkeit, was sie ja überhaupt nicht beschönigen soll. Die Opfer beginne ich zu schützen, indem ich mich an dieser Stelle verabschiede und meine Kollegen dazu auffordere, Aufritte wie diese zu verweigern. Guten Abend!
Steckt in manchen Songs auch Autobiographisches?
Nicht im Geringsten. Ich habe beim Verfassen der Texte nichts Persönliches einfließen lassen, geschweige denn verarbeitet, denn ich bin begabt genug, authentisch Wirkendes zu erdichten. Mein Privatleben dagegen soll diesen Namen auch verdienen.
Macht sich unter der Bevölkerung schon Panik breit?
Wie Sie sehen können, fährt hinter mir gerade ein hupender Hochzeits-Autokonvoi durch. Da scheint die Stimmung recht heiter zu sein. Vier andere Passanten erzählten mir heute Nachmittag, sie hätten panische Angst vor weiteren Terroranschlägen. Ich werde mich bei Ihnen mit einer repräsentativen Statistik melden, wenn ich in dreihundert Jahren die Restbevölkerung befragt habe.
Wie war die Stimmung am Set?
Bestenfalls reserviert. Ich hatte mit den anderen Darstellern kaum persönlichen Kontakt, nicht zuletzt deshalb, weil sie mir nur mäßig sympathisch waren. Die Arbeit war äußerst anstrengend, meine größere Nebenrolle aber nichts Besonderes. Trotzdem finde ich das Endprodukt äußerst ansprechend.
Eine persönliche Frage sei mir zum Abschluss noch erlaubt...
Nein.