Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Womenpower im Soundpark"

Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

19. 4. 2009 - 12:36

Womenpower im Soundpark

Eine Soundparknacht mit Clara Luzia, Squishy Squid und vielen, neuen Songs aus Österreich.

Bei Radiosendungen ist es ähnlich wie bei Albumproduktionen. Für die erste hat man ein Leben lang Zeit. Für die zweite in meinem Fall nur vier Wochen. Das Erstaunliche dabei ist, dass trozt dieser kurzen Zeitspanne der Topf mit neuer österrechischer Musik überzukochen scheint. Gott sei Dank haben wir gemeinsam volle fünf Stunden dafür Zeit ihn abzuschöpfen.

Der explizite Gender-Hinweis ist an diesem Sonntag aufgelegt. Denn die Frauen, die diese Nacht zu Mikrophon, Bass und Gitarre greifen und sich hinters Schlagzeug setzten, sind an der Überzahl.

Ohne Boden unter den Füßen

Clara Luzia

Vielleicht hat sich Clara Luzia bei der Präsentation ihrer neuen Platte so gefühlt, wie es das Cover andeutet. Denn die Figur, die auf "The Ground Below" an ihrem Fallschirm von den Stromleitungen hängt, hat keinen Boden unter den Füßen. Und Clara schien auch merklich überwältigt zu sein, im knackvollen WUK ihre neuen Songs präsentieren zu können.

Das mittlerweile dritte Album der Sängerin und Songschreiberin, erschienen auf ihrem eigenen Label Asinella Records, distanziert sich von Lagerfeuerromantik und tränenreichem Herzensleid. Es wird öfter zur elektrischen Gitarre gegriffen, um auch die beats per minute in die Höhe zu schrauben. Trotzdem behalten Clara und ihre großartige Band die gefühlvolle Intimität und den sprühenden Charm, der ihre Nummern oft ausmacht, bei. Vielen Dank an dieser Stelle an Clara Luzia, die trotz extremer Heiserkeit sich mit mir lange und ausführlich duch die Platte gehört hat.

Bonjour Punk

Eleonore Eder

Ich mag Bands, die ihre eigenen Kategorien entwickeln, um nicht in die von Musikjournalisten erdachten Worthüslen gesteckt zu werden. "Death Disco, Brachial Chansons und Morbid-Rock." Diesen Wortkreationen von Squishy Squid ist nicht wirklich viel hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass die Band sich trotz der leicht attestierbaren Punk-Attitüde nicht wegen irgendeines Protests gegründet hat. Und schon gar nicht nur um des Protests wegen. Dazu sind die Texte von Sängerin Nancy Darling zu assoziativ und morbid-poetisch. Welche andere Band singt schon über ihren Faible für Wasserleichen?

Aber das ist noch nicht alles. Mit gleich zwei Viersaitern, gespielt von Georg Pils und der Bassistin Delirium, einem polternden Schlagzeug, trashigen Samples und Keyboardsounds schleuden uns die Squishies ihre Elektrokracher um die Ohren. Und bei Titeln, die von "Postcoital Melancholy" bis zu "Anorexia" reichen, wird klar, dass sich dieses Quartett mit dem Debüt "Bonjour Tristess" (auf Las Vegas Records erschienen) kein Blatt vor den Mund nimmt. Auch nicht, wenn man mit Delirium und Nancy im Studio über Punk diskutiert.

Elektro, Elektro, Elektro

Digitale Betas und computerisierte Klanglandschaften werden einen wesentlichen Teil des restlichen Programms beherrschen. Grund dafür ist zum Einen das Donaufestival, das in wenigen Tagen startet. Neben den Österreichern Glutamat, werden Crazy Bitch In A Cave ihre eigenwilligen Elektrostücke zum Besten geben. Zwei neue Tracks gibt es auch in dieser Sendung zu hören.

Martin Butala

Zum Anderen werden wir dem Mai, in dem ja bekanntlich alles neu ist, etwas vorgreifen. Mit dem satten, funkigen, Prince-igen, "eleganten Trash Pop Projekt" I Am Cereals von und mit Ben Martin. Auf dem selbstbetitelten Debüt, das in etwa drei Wochen erscheint, singen menschliche Vocoder Gospelmelodien, während naseputzend das eigene Bankkonto gekillt wird. Dass sich die daraus entstehende, 150 prozentige Depression nur bewältigen lässt, indem man einfach auf der Bühne stehen bleibt, ist klar. Alles andere hüllt sich in digitalem Beatnebel.

Das, was in den letzten Wochen im Soundpark an neuen Tracks gelandet ist, hat auch vermehrt den Hang zum Elektrosound. An dieser Stelle sein nur die vier Stücke Katona "Silent C", Asymolados "Kratz mich", Kinis "Chilly City" und Ne:os "Ichabs" erwähnt.

dZihan & Kamien

Weitere satte Beats gibt es auf dem nächste Woche erscheinenden Album von dZhian & Kamien zu hören. Auch wenn es per se kein Elektrowerk ist, sondern sich streng genommen gerade von der elektronischen Vergangenheit weit entfernt, finden sich auf den songorientierten Stücken von "Music Matters" druchaus tanzbare 0en und 1en. Wir mixen uns schon mal mit freudiger Erwartung auf den Release durch das neue Werk.

Also, eintunen, abtanzen, abdriften!
Von Sonntag 19. April 01:00 Uhr Nachts bis 06:00 Uhr Montag früh im der FM4 Soundpark Sendung!