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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

19. 3. 2009 - 15:07

Milton, Molly, Monty, Maude, Margot, Maggie

Carine Roitfeld von Vogue Paris und die sechs Möpse des Valentino. Zwei gefilmte Selbstdarstellungen aus der Modewelt, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.

"People want to know who is behind fashion. It was not like zis ten years ago. People are very curios about fashion. Zey love to dress, zey know everything about new labels, and zey want to know la petite histoire, the go-between, the backstage story."

Carine Roitfeld, Chefredakteurin der französichen Vogue, hat da so eine Ahnung. Für eine aktuelle CNN-Doku ist ihr ein Kamerateam zu den Fashion Weeks in Paris und New York gefolgt.

Wenn mich nicht alles täuscht, ist dieses Kleid von Balenciaga...

Früher war Roitfeld Stylistin im Team mit ihren Freunden Mario Testino und Tom Ford, heute ist sie außer Chefredakteurin auch noch Protagonistin der Editrix Wave. Des Phänomens, dass die Redakteurinnen selbst zu Models werden, dass die Kleidung, in der sie und ihre Kolleginnen zu den Modeschauen erscheinen, fast mehr fotografiert werden als die Schauen selbst. Und dass sich auch immer mehr Designer entschließen, Schuhe und Kleider noch vor der Schau oder gleich danach an der Redakteurin selbst draußen auf der Straße präsentieren zu lassen.

Die einflussreichste Stylistin der Welt

"Carine Roitfeld Revealed" heißt die Dokumentation, aber natürlich wird da nicht allzuviel revealed. Höchstens zwischen den Zeilen, zum Beispiel wenn sich Roitfeld (französische Vogue) und Wintour (amerikanische Vogue) kurz treffen. Sympathie kann man das nicht nennen.

Richtig interessant wird die Doku erst später, als man Roitfeld bei der Arbeit bei einem Fotoshoot auf einer Art Tierausstellung sieht. Stroh, Esel, Gans, Hahn, Model, zerbrochenes Ei. Roitfeld nervös, aber Herrin der Lage.

Der Anfang ist so langweilig, weil Roitfeld ihren lobenden Freunden Lagerfeld, Ford und Jacobs, die sie als "perfect" bezeichnen, nichts entgegenhält und sich auch noch als lässige Übermutter präsentiert. Das gute alte trügerische "Man muss nur wollen".

Zu ihrem Son Vladimir habe sie ein gutes Verhältnis, und auch zu ihrer Tochter Julia, die ihr sehr ähnlich sei. "Paris - New York. I have my city, and she has hers."

Milton, Molly, Monty, Maude, Margot, Maggie.

Von der "bodenständigen" Carine Roitfeld zum letzten Kaiser. "The Last Emperor", ein Dokumentarfilm über den italienischen Modeschöpfer Valentino, hatte gestern in New York Premiere. Der Film versucht nicht einmal, den flamboyanten Valetino als irgendwie von dieser Welt darzustellen. Darstellung der Doppelbelastung ist eben nicht chic für den Mann von Modewelt. Schon vor einem Jahr beim Filmfestival in Venedig hat der Film für große Heiterkeit gesorgt.

links rothaariger dokumentator, rechts mit erhobenem knie orangegesichtiger dokumentierter

Mark Smith/ style.com

Filmemacher Matt Tyrnauer hat zweieinhalb Jahre embedded in Valentinos Arbeitsleben verbracht, zwischen Juni 2005 und Juni 2007, kurz bevor Valentino in Pension gegangen ist. Für ihn fast ein out-of-body Erlebnis. "It's really a divorce from reality. He lives in a bubble."

Die wahren Helden des Films sind weder die $100.000 Kleider im charakteristischen Valentino-Rot noch der rüstige braungebrannte Greis selbst. Es sind Valentinos sechs Möpse. Milton, Molly, Monty, Maude, Margot, Maggie. Ihr Hundebutler putzt ihnen die Zähne, besprüht sie mit Eau de Cologne und schmückt sie mit diamantenbesetzen Chandelier-Ohrringen. Sie fliegen mit Valentino im Privatjet um die Welt.

Obwohl der Meister die Lage manchmal verkennt -
"I know what women want. They want to be beautiful." Naja, da gibt's schon auch noch andere Sachen, die wir wollen - ist es geradezu rührend, wenn er sich mit seinem Lebens- und Geschäftspartner zusammen daran erinnert, wo sie sich vor Jahrzehnten getroffen haben. Oder eben auch nicht erinnert. "I'm sorry, I thought it was the bar across the street. No? Okay."

Valentino hatte keinerlei Kontrolle über den Inhalt des Films. Deshalb sind auch die Wutanfälle des Perfektionisten unschmeichelhaft gut dokumentiert, etwa Backstage bei einer Modeschau: "People must learn that they have to follow me. They must be down on their knees in front of me!" Letzter Kaiser indeed.

Übrigens waren die Möpse gestern nicht bei der Premiere dabei. "Sie nehmen eine Auszeit von mir in Italien", sprach der orange Meister. "Die sind wirklich nicht nett zu jedem," wortspendete Model Karolina Kurkova und Gwyneth Paltrow, woher die das wieder weiss: "Rabiat sind die schon irgendwie."