Erstellt am: 3. 3. 2009 - 16:26 Uhr
Blip - Blip - Boom!
Zuerst war ich zugegebenermaßen etwas verwirrt. Als mir Dorian Concept vor ein bisschen mehr als einem Jahr eine Sammlung seines bisherigen Schaffens auf einen Rohling brannte, hüllte er diesen in das Plastikcase einer japanischen James Brown Live-CD. Für mich, der ihn von seinen Netzvideos eher als elektronischen Künstler schubladisiert hatte, ergab das im ersten Moment keinen rechten Sinn. Nach Konsum der Musik war aber alles klar: Denn natürlich ist das, was der junge Wiener Tastenvirtuose macht, Funk im besten Sinne des Wortes. Wenn auch von der höchst sciencefiktiösen Sorte.

Dorian Concept
Es wäre zu leicht, Dorian Concept als eine Erfolgsgeschichte der Webzweinull-Ära darzustellen - von YouTube über ein MP3-Beattape via Gilles Peterson zu weltweitem Hype und mehreren Labelangeboten (schließlich bekamen die guten Holländer von Kindred Spirits den Zuschlag). Aber erstens lässt diese schöne Geschichte sein musikalisches Schaffen vor den Videos komplett außer Acht und zweitens darf auch die Live-Show von Mr. Concept nicht unterschätzt werden. Denn das minimale Setup Ein-Mann-mit-Keyboards-und-Computer hat schon lange nicht mehr soviel Energie entfacht.
Dorian Concepts erstes Album When Planets Explode ist vor allem als Definition und Einführung in sein Klanguniversum zu genießen.

Kindred Spirits
Rein instrumental flirren da Soundtexturen und Melodien durch den Raum, meist über vertrackte Beats, die zwischen 60 und 160 Beats pro Minute scheinbar kein Tempo diskriminieren. Der Sound des Herrn Concept ist keine Musik zum Entspannen auf der Couch oder im Kaffeehaus. Auch hinterm Steuer ist er mit Vorsicht zu geniessen, denn gerade im Stadtverkehr könnte die zeitweise Hektik durchaus ansteckend wirken. Das ist Kopfhörermusik, aber auch - wenn auch etwas abstrakt - hervorragend zum Tanzen geeignet. Vor allem aber ist dieser Sound so unerhört unverwechselbar und frisch, dass es kaum verwundert, wenn Dorian damit mehr internationale Aufmerksamkeit erregt als die meisten österreichischen Elektroniker der letzten Dekade (was vielen heimischen Medien dann klassischerweise erst in ein paar Monaten auffallen wird).
Es deutet aber einiges daraufhin, dass dieses Album nur eine kurze Momentaufnahme in der kreativen Entwicklung seines Schöpfers darstellt. Denn erstens werden Dorian Concepts Songs wohl nicht lange rein instrumental bleiben. Schon jetzt gibt es eine Kollaborations-EP mit der schwedischen Sängerin Kissey Asplund und weitere Vokalist/innen und Musiker/innen werden bestimmt folgen. Und zweitens hat der junge Wiener spätestens bei seiner Studio2 Session eindrucksvoll bewiesen, dass er nicht unbedingt auf kleine Synthies angewiesen ist, sondern auch z.B. mit Flügel und analogem Schlagzeug einzigartig klingen kann. Was die Zukunft für Dorian Concept bringt, wird in jedem Fall auch für uns Hörer sehr spannend mitzuerleben sein.