Erstellt am: 22. 2. 2009 - 16:33 Uhr
Was es alles gibt auf der Welt.
Fliegende Skateboards
Bewege ich mich längere Zeit außerhalb der gewohnten geographischen Pfade, fange ich an mich zu wundern - spätestens dann, wenn ich beim Verlassen der Station A die folgende Station B schon aus dem Fenster des öffentlichen Verkehrsmittels beobachten kann. Die Hoffnung auf Zeitersparnis bei der Wahl des Fortbewegungsmittels hält sich in Grenzen. Was sich hierzulande manchmal Station nennt, ist andererorts ein "da vorne bei der Ampel".
Auf Musik umgemünzt war das von mir letzte Woche in Berlin besuchte Konzert der Band Ladyhawke angesichts der im Maria am Ostbahnhof versammelten Fangemeinde so, als würde man selbst zu Fuß neben einer in Zu-Fuß-Tempo fahrenden Party-Straßenbahn in Richtung "da vorne zur Ampel" marschieren. Kurz: Es war eine schlechte Erfahrung. Und das Nirvana-Kleidungsstück der Performerin eine schmerzhafte Erinnerung an das, wo man lieber gewesen wäre: Im nbi bei der Heimspiel-Performance von Christiane Rösinger. Luxusprobleme der Abendgestaltung einer Urlaubenden. Jo eh.
They Shoot Music Dont They?
FM4 Soundpark ab 1 Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag, am 23.2. also.
Anyway, wo ich noch gerne dabeigewesen wäre, daran erinnert mich in regelmäßigen Abständen ein Blick auf den Videoblog They Shoot Music Don't They. Was auf diesen Seiten passiert, existiert seit langer Zeit schon auf Blogotheque oder den Black Cab Sessions. Mit dem einzigen Unterschied, es passiert nicht an dem einen sehnsuchtsvollen Ort der besseren Zustände, sondern hier. In der fruchtbaren Fortgehlandschaft Wiens. Die MacherInnen von They Shoot Music Don't They besuchen tourende Bands, um sie an einem öffentlichen Ort aufzunehmen. Das ist im Falle der Sängerin Paperbird zum Beispiel die Terasse vor den Türen der Wiener Albertina, im Falle der Killed By 9v Batteries ein Kinderspielplatz, bei den vielbeschäftigten dEUS ist aus einer Akustiksession eine Singalong-Session mit CD-Player geworden, Micah P Hinson haben sie von der verregneten Straße aus mit Blick auf das Hotelzimmer-Fenster gefilmt.
They Shoot Music Don't They ist ein Blog, auf dem man vor allem zwischen den Zeilen fündig wird: Es sind keine Konzept-Videoclips, die nach Perfektion schreien, wie das neueste, recht amüsante von z.B. ähm Oasis (Falling Down), die eröffnenden Passagen geben Einblick in das Um- und Stimmungsfeld der Session, kurz bevor die Klappe fällt (und der/die MusikerIn ev. "gut dastehen" will). Siehe das witzige Teil namens ICE Bertold Brecht von den Goldenen Zitronen. Das Wort "exklusiv" sollte auch nicht fehlen, denn hier kommt wieder die Versäumnis zu Tage: Vic Chesnutt oder Fucked Up ungläubig bei ihrer Arbeit anstarren, kann ich jetzt mit der Repeat-Taste nachholen.
Zwei der Macher von They Shoot Music habe ich ins Soundpark-Studio eingeladen, um mit ihnen über ihre Videoblog-Arbeit zu sprechen. Mitgebracht haben sie unter anderem drei ihrer derzeitigen Lieblingssongs aus Österreich.
Love Industries
Andere Empfehlungen aus der heutigen Sendung kommen von der Band Happy Ducks und ihrem Debütalbum "Love Industries". Überschneidungen mit der grauen Lagune der Pop-Enthusiasten Edlinger/Ostermayer ergeben sich wegen dem wahnwitzig guten Album Hospital Years von der von mir ungerechterweise aufgelöst geglaubten Band Aber das Leben lebt. Und: das Lange Warten hat ein Ende: Luise Pop werden Anfang März endlich nach fünf Jahren Banddasein ihr Debüt-Album The Car The Ship The Train veröffentlichen: Ein paar Auszüge gibt es schon heute Nacht zu hören.
Dedication to Christoph Moser
Aus aktuellem und traurigem Anlass möchte ich auch noch auf einen wichtigen Konzertabend hinweisen: Am 28. Februar hätte Christoph Moser, langjähriger Partner, Freund und Unterstützer unzähliger MusikerInnen seinen 47. Geburtstag gefeiert. An diesem Abend wird im Porgy&Bess zu seinen Ehren ein Konzertabend stattfinden, zu den Liveacts zählen Martin Philadelphy, Cheesevibes, Tonträger All Stars, Stoika&Stojka, Babyzither/Platzgumer, Fatima Spar und andere. Aus diesem Anlass spiele ich einen Livemitschnitt von Fatima Spar, aufgenommen beim diesjährigen Eurosonic-Festival in Groningen und dearchiviere nochmal die erste Platzgumer-Veröffentlichung mit dem Titel The Capers, um sie nochmals vorzustellen.
Christoph Moser
Künstlernachwuchs
Förderungsfond
Erste Bank/BLZ: 20111
Kto.Nr 21389844101
Der Eintritt für "Dedication to Christoph Moser" im Porgy&Bess, ist nicht ohne und mit 18€ bemessen, der Reinerlös geht allerdings an den Christoph-Moser-Fond. Die Gelder sollen der "jungen, kreativen Musikszene" zugute kommen. Christophs unermüdliche Arbeit für heimische KünstlerInnen soll in seinem Namen fortgeführt werden. Wir vermissen Christoph und werden unser Glas und das eine oder andere Tanzbein auf ihn heben.